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/ Das fehlende Stück von Melnik zur Elbquelle 2024

Spindlermühle

Tschechien
Große Überraschung: Es waren nicht die Berge, die uns heute gequält haben, so wie wir es erwartet hatten. Der Endgegner heute hieß "Wind". Aber beginnen wir von vorne.
Zuerst eine Richtigstellung. Zum Glück habt ihr es nicht gemerkt oder höflicherweise nicht erwähnt: Diese Gebäude gehören nach Hradec Kralove, nicht nach Pardubice. Das wird gleich noch wichtig.
Zur heutigen Tour: Sehr viele Kilometer und noch mehr Steigungen sind geplant. Ich war seit Tagen unruhig, weil ich wirklich nicht wusste, wie ich diese Herausforderung meistern soll. Ich bin bisher keine so schwere Tour gefahren. Vorsichtshalber ging es ziemlich früh los.
Ein Blick zurück und nun kann man verstehen, wie der Kriegsberichterstatter Russell mit dem Fernrohr die Schlacht von Königgrätz beobachten konnte. Er saß auf dem Kirchturm und schrieb für die Times über
400.000 Soldaten, 40.000 Tote und einen schnellen Sieg Preussens gegen Österreich. So viel zu einem Teil der Geschichte von Hradec Kralove.
Jetzt mussten wir allerdings schnell los. Das Vorhaben war, sehr flott viele Kilometer runter zu reißen, bevor es dann auf die letzten 30 km in die Berge geht.
Wir sind also vorbei gesaust an lustigen Fahrradrastplätzen,
kamikazemässig durch Riesenbaustellen, durch die der offizielle Radweg führte (in Deutschland undenkbar)
und sogar in Windeseile an schönem Schloss in Kucs
und an einem besonders hübschen Wehr vorbei. Erstmal kein Stopp, zumal uns der Wind zunehmend ausgebremst hat - im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein bisschen Zeit blieb lediglich für Brücken ("langweilig" sagte Stefan zu dieser).
Und nochmal Brücken.
Nach 55 km die erste kleine Snackpause an einem Mini-Fluß. Man sagt, es wäre die Elbe. Ich kann es fast nicht glauben.
Und dann, noch weit in der Ferne, die ersten Berge. Bis wir sie erreicht haben, mussten wir echt strampeln. Selbst bergab wird mühsam, wenn der Wind von vorne kommt. Hat uns kalt erwischt, wir waren kein bisschen drauf eingestellt.
Aber tapfer haben wir uns am Fluss entlang gekämpft,
der irgendwie immer kleiner wurde. An dieser Stelle wollte ich eigentlich ein Vergleichsfoto von der Elbe bei Hamburg einfügen, ging technisch aber nicht. Aber ihr kennt sie eh alle.
Nach gut 70 km Fahrt, Steigungen und Gegenwind hatte ich erstmalig in meiner E-Bike-Karriere den Akku nahezu leer gefahren. Das war eingeplant und eine Pause sowieso fällig.
Aber zum Glück ist in coolen Cafés alles möglich. Sie sprechen Englisch, lassen einen aufladen und haben zusätzlich besonders feinen Kaffee und Kuchen. Die ausführliche Pause hat uns gut getan.
Trotzdem mussten wir für die letzten Kilometer noch mal die Zähne zusammenbeissen. Stefan natürlich sehr viel mehr als ich. Im gebührt heute eindeutig die Helden-Nadel. Die Einfahrt nach Spindlermühle lässt schon vermuten, dass es sich um einen touristisch wichtigen Ort handelt.
Und hier sind wir. Nach 88,6 sehr anstrengenden Kilometer und 900 Metern bergauf sind wir immer noch bestens gelaunt. Es ist so eine schöne Reise.
Und der Lieblingsfluß sieht hier auch wieder ein bisschen besser aus.
Oh nein, dieses Bild gehört vor die Kaffeepause. Lustigerweise konnte uns die Touristeninfo in Vrchlabi nämlich bei der Suche nach einer Lademöglichkeit nicht helfen. Weder hatten sie Ahnung, noch sprachen sie Englisch oder Deutsch. Semioptimal für eine Touriinfo in riesigem Skigebiet, oder?
Zum Hotel mussten wir leider noch ein letztes Mal steil bergauf, aber zum Glück gab es oben ein tolles Lokal. Die Küche hier kommt uns sehr entgegen.
Mit ein bisschen niedlichem Tier-Content beschliessen wir diesen spannenden Tag, sind stolz auf uns und freuen uns auf morgen, wenn wir auf die Suche nach der Elbquelle gehen.

Spindlermühle

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