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/ Route 66 by E-Bike / From Chicago to Santa Monica
37. Etappe 21.06.2019 / Williams – Seligman / 68 km, 477 Höhenmeter
Wetter: Stahlblau, starker Wind
Ich überbrücke die Zeit, bevor wir losfahren, mit Blog schreiben. Mir geht es nun viel, viel besser und die Erkältung ist fast weg. Im Zimmer hat es ja eigentlich immer ein Durchlaufgerät für Kaffee und heisses Wasser. Ich habe mir in den letzten Tagen immer Tee gebraut und etwas Warmes tut einfach gut. Kaffee natürlich auch noch 😊. Zudem als heisses Getränk noch Vitamine und auf der Fahrt, Gatorade Zero. Mittlerweile bekommt man auch in Amerika alles auch zuckerfrei.
Williams am Abend war ein gutes Erlebnis. Total touristisch aufgemotzt und das Städtchen ist ein wichtiger Durchgangspunkt, um den Grand Canyon zu erreichen. Sicherlich empfehlenswert: Mit der Grand Canyon Railroad Bahn hinauf zur grossen Schlucht.
Los geht’s nach Seligman und auf die Autobahn. Zuerst nochmals durch den Kiefernwald. Friedhof Williams, dort ist man sogar in dem wunderschönen Kiefernwald begraben. Nach 22 Kilometer verlassen wir diese für ein Abstecher nach Ash Fork, ein kleines Kaff, mit ein paar Sehenswürdigkeiten. Nebst noch intakten alten Motels, auch hier wieder Ruinen. Danach nur noch für ganz kurze Zeit auf die Autobahn und endlich können wir nach 30 Kilometern die Autobahn verlassen und wieder einmal auf die noch intakte alte Route 66 abzweigen.
So macht das Radfahren wieder viel mehr Spass. Allein in der Natur, nur die Landschaft, die Strasse und wir. Selten ein Auto, dass uns überholt und noch seltener Gegenverkehr. Dieser kommt wieder einmal in Form von Gegenwind, vielfach etwas seitlich, aber heute mit ungeheuerlicher Kraft. Mit einer Hand am Lenker geht wirklich nicht.
Nach knapp 68 km erreichen wir unser Etappenziel in Seligman. Ein ganz spezieller Ort. Das kleine Dörfchen ist nämlich so etwas wie der Geburtsort der Wiedergeburt der Route 66. Ein Name muss dabei erwähnt werden: Angel Delgadillo
Angel Delgadillo (* 19. April 1927 in Seligman Arizona) ist US-amerikanischer Friseur und Geschäftsmann, der durch sein Engagement für den Erhalt der historischen Route 66 und als einer der Initiatoren und Mitbegründer der Route 66 Association, weltweite Bekanntheit erlangte (Quelle: Wiki, mehr unter den Links)
Angekommen hielten wir bei einem Motel, das Roli einmal in einer TV-Reportage gesehen hat. Nämlich das Canyon Lodge, geführt von einem ehemaligen Deutschen namens Michael.
Wunderbarer Empfang und noch schönere Zimmer. Alles Themenzimmer und wir bekommen die Route 66 der 50iger Jahre. Einfach traumhaft und sehr preiswert (75 Doller für das Zimmer mit 2 King Size Betten, Bad, Kühlschrank, Kaffeemaschine, TV, Sitzgruppe. Auch die Atmosphäre vor dem Motel, das mitten in Seligman liegt, ist berauschend. Vor dem Motel Harley’s, Stühle, Verweilmöglichkeiten und ich schreibe jetzt um 21.30 Uhr den Blog draussen in kühler Atmosphäre, umgeben von Motorrädern, heimkehrenden Übernachter/innen, die endlosen Züge donnern in ca. 50 Meter Entfernung vorbei, der Wind bläst durch mein volles Haar 😊 und ich blicke auf die dezent beleuchteten Eingangstüren vom Motel. Roli schläft und auch das ist in Bezug auf zugetextet werden ein voller Genuss 😊. Ich habe die kleinen Käffer einfach gern.
Doch zurück. Nach Zimmerbezug, duschen, kurzes «Nuki», einkaufen und danach vom Motel aus gesehen nach links gehen und auskundschaften. Wie immer eine gerade Strasse, hier ca. 500 Meter lang und diesmal ausgesprochen auf den Tourismus zugeschnitten. Wir möchten zu Angel Delgadillo’s Gift- und Barbershop, das so etwas wie das Mekka oder der absolute must to go Kultstopp an der Route 66 ist.
Wir möchten in den Shop, doch ein Reisebus ist da und der Shop ist mehr als überfüllt. Roli und ich warten etwas weiter weg. Der Bus fährt und wir besuchen den Shop, setzen uns auf die berühmte Bank davor und, oh Schreck, ein weiterer Bus, voller Made by Taiwans. Als erstes sagen wir ihnen mal, dass ein Picture mit uns zwei 3 Dollar kostet. Geschäft funktioniert nicht und ihr müsst somit keine Angst haben, dass wir auswandern 😊.
Am Abend gehen wir dann in die andere Richtung nach rechts, suchen das Steakhouse mit dem Motto: You kill it, we grill it, gefunden, nichts gekillt, aber gegessen. Danach, gegenüber zu Lilo’s Kaffee- und Kuchenladen (die auch im TV war) 2 Kaffee, 1 Stück Kuchen für Roli, 22 Dollar, tja günstig wäre anders :).
So, nun mache ich Schluss. Morgen bleiben wir in Seligman und warten auf die Ankunft von Daneli und Mike Grädel und am Sonntag werden wir weiterradeln. Ich geniesse noch ein wenig die Abendstimmung mit Musik aus der Ferne, sauge dieses schlicht weg geile Feeling ein und es ist nichts anderes als einfach nur friedlich.
Insiderwissen:
Ash Fork
Ash Fork wurde 1882 von der Atlantic and Pacific Railroad (später Santa Fé Railroad) als Ausweichbahnhof gegründet. Der Name geht zurück auf den Ash Tree (englischer Name für Esche). Ein Jahr später wurde das obligatorische Postamt eröffnet. Nachdem der Ort 1893 komplett niederbrannte, baute man ihn auf der anderen Seite der Bahnlinie neu auf, wo er auch heute noch zu finden ist. 1895 wurde die Strecke nach Phoenix fertiggestellt und Ash Folk wurde ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Alle Passagierzüge hatten längere Aufenthalte, damit die Reisenden im 1907 erbauten Escalante Hotel und Restaurant der Fred Harvey Company speisen konnten. 1948 wurde das Hotel geschlossen und 1970 abgerissen. 1960 baute die Santa Fé eine Alternativstrecke von Williams Richtung Seligman, um die Steigungsstrecken im Bereich des Johnson Canyon zu umgehen. Ash Fork verlor nahezu die Hälfte der Bevölkerung - alles Eisenbahnarbeiter - die nun mit der Strecke umziehen mussten. Als mit der Fertigstellung der Autobahn 1979 auch der Durchgangsverkehr genommen wurde, war der Niedergang nicht mehr zu stoppen.
Hi-Line Motel in Ash Fork
Das Hi-Line Motel mit seinem Schild im Googie-Stil wurde 1936 eröffnet und hieß damals noch Hi-Line Modern Motor Court. Anfangs beherbergte es auch noch eine kleine Tankstelle.
DeSoto's Beauty & Barber Shop in Ash Fork
Einst war das Gebäude die erste Texaco Tankstelle in Arizona. 2001 wurde es umgebaut in einen Saloon, Friseursalon und Souvenirladen. Auffälligstes Merkmal ist der DeSoto aus den 1960er Jahren auf dem Dach, womit es zum meist-fotografierten Motiv der Stadt wurde.
Crookton
Die Crookton Rd ist eine 17 Meilen lange Verbindungsstrecke von der Interstate I-40 nach Seligman. Auf etwa der Hälfte der Strecke liegt der Crookton Hill, den man heute auf der Südseite umrundet, wohingegen die Straße von 1926 bis 1940 auf der Nordseite verlief, was man noch heute erkennen kann. Überhaupt sind zwischen dem Crookton Hill und Seligman viele Spuren älterer Streckenführungen vorhanden, besonders deutlich am Crookton Overpass, der Brücke über die Eisenbahn, wo sich neben der heutigen Brücke noch die alte befindet. Was allerdings nie ein altes Segment der Route 66 war, ist die Stichstraße, die in der Nähe vom Interstate Exit 139 Richtung Nordwesten abzweigt. Dies ist die alte Streckenführung der Santa Fé Railroad, bevor die Gesellschaft die Strecke nach Norden verlegte, um die großen Steigungen am Johnson Canyon zu umgehen.
Partridge Creek Bridge in Crookton
Diese alte Brücke stammt noch aus den 1920er Jahren und trug bis 1965 die alte Routenführung der Route 66. Seitdem ist sie praktisch ungenutzt und die Natur erobert sich ihr Reich zurück, was man hier eindrucksvoll sehen kann: Aus der Betonbrücke heraus wächst ein Baum.
Seligman
Der Ort trat erstmalig 1886 unter dem Namen Prescott Junction in Erscheinung, als die Central Arizona Railroad von hier eine Stichstrecke nach Prescott baute. Nachdem die Gesellschaft pleite ging, übernahm die Atchison, Topeka & Santa Fé Railroad die Linie und der Abzweig wurde umbenannt zu Ehren der Gebrüder Seligman, die diese Stichstrecke finanziell möglich machten. Seligman war eine Wild West Stadt, bis die Route 66 eröffnet wurde und das Leben in der Stadt veränderte. In den 1970er Jahren wurde die Stadt von der Interstate umgangen, doch der kleine Ort wollte sich nicht einfach abhängen lassen. Ihre Bewohner, allen voran Angel Delgadillo, kämpften hart dafür, dass die Route 66 zurück auf die Landkarten kam. Für viele ist der Streckenabschnitt zwischen Seligman und Kingman der einzige verbliebende Abschnitt der legendären Straße. Ich kann nur sagen: Weit gefehlt. Und wer meint, das sehr kitschig anmutende Seligman verkörpere den Geist der alten Straße, der sollte sich echt aufmachen, auch den restlichen Teil zu besuchen und sich eines Besseren belehren zu lassen. Seligman versetzt einen nicht zurück in die "gute alte Zeit", sondern ist leider stark touristisch kommerziell geworden.
Stagecoach 66 Motel in Seligman
Aztec Motel in Seligman
Ein Motel im mexikanischen Stil mit tollen Verzierungen mitten in Seligman.
Delgadillo's Snow Cap Drive-In in Seligman
Juan Delgadillo baute 1953 mit seinen eigenen Händen den Drive In, der später weltbekannt wurde. Zusammen mit seinem Bruder Angel kämpfte er hart gegen das Vergessen der Route 66 und Besucher, die ihn einmal in seinem Drive-In erlebten, werden ihn wohl so schnell auch nicht vergessen. Er war praktisch der Clown entlang der Route 66. Er liebte es, die Menschen zum Lachen zu bringen mit seinen zahlreichen Anekdoten, Comedy-Einlagen und echt schrägen Sammlungen.
2004 verstarb Juan. Seitdem wird der Betrieb von seinen zwei Söhnen geführt.
Delgadillo's Route 66 Gift Shop & Visitor Center in Seligman
Ein Besuch von Seligman, wenn nicht sogar der ganzen Route 66, wäre wohl nicht komplett, ohne hier einmal angehalten zu haben. Angel Delgadillo, der Friseur aus Seligman, der "seine" Stadt einfach nicht sterben sehen wollte und für den Erhalt der Route 66 kämpfte. Er gründete die Arizona Route 66 Association und initiierte den medienwirksamen Route 66 Fun Run, wo man das Reisen neu entdeckte. Es ging darum, die Langsamkeit auf der Nebenstraße wieder zu entdecken.
Er wurde international bekannt, gab Hunderte Interviews und wird wohl in jedem Buch erwähnt, das über die historische Route 66 verfasst wurde. Sein Friseursalon ist inzwischen zu einem Souvenirladen geworden, wo man den üblichen Kitsch erwerben kann, aber es bleibt dennoch eine Pilgerstätte. Man kann sagen, hier wurde die Route 66 wiederbelebt. Hier fing alles an.
Return to the 50's Museum in Seligman
Als ich 2002 erstmalig Seligman besuchte, war ich von genau diesem Museum sehr begeistert. Es war nicht so kitschig wie der Rest der Stadt. Die alte Tankstelle (1985 geschlossen) erstrahlte in wunderschönsten Farben und die Oldtimer konnten sich echt sehen lassen.
Inzwischen ist es aber zu einem Mix aus Kitsch und schändlich vernachlässigten Karossen geworden.
Rusty Bolt Souvenir and Gift Shop in Seligman
Kurios: vor, am und in dem Gebäude berühmte Schaufensterpuppen berühmter Amerikaner
Roadrunner in Seligman
Copper Cart in Seligman
An der Durchgangsstraße gelegen, präsentiert sich das von aussen eher unscheinbare Restaurant mit renoviertem Innenraum in typischer amerikanischer Manier. Das Diner schrieb Geschichte, als 1987 Angel Delgadillo hier die Gründungsversammlung der "Arizona Route 66 Association" abhielt
Historic Seligman Sundries Building / Ted's Trading Post & Soda Fountain in Seligman
Das Gebäude stammt noch aus dem Jahr 1904, für die Gegend also ein sehr respektables Alter. Es ist heute das älteste kommerziell genutzte Gebäude der Stadt. Noch vieles der Inneneinrichtung stammt aus der alten Zeit, z.B. der "Soda Fountain" (Softdrink-Zapfanlage) aus den 1930er Jahren.
Supai Motel in Seligman
Route 66 Motel in Seligman
Westside Lilo's Café in Seligman
Ideal für das erste oder zweite Frühstück am Tag. Die deutschstämmige Lilo, die vor Jahrzehnten schon von Wiesbaden nach Seligman ausgewandert ist, freut sich immer wieder über deutschsprechende Gäste.
Roadkill Café & Old Town in Seligman
Havasu Fred Harvey House in Seligman
1905 entstand entlang der Hauptstrecke eins der berühmten Harvey Häuser, jene luxuriösen Speise- und Übernachtungsbetriebe entlang der Santa Fé Railroad. Natürlich waren auch dessen besten Tage gezählt, als sich Speisewagen durchsetzten und schlussendlich sogar der Personenverkehr der Gesellschaft komplett eingestellt wurde. Nach neuesten Sicherheitsrichtlinien müssen Gebäude einen größeren Mindestabstand zur Bahnstrecke aufweisen, was dieses Gebäude allerdings nicht erfüllte. Eigentlich auch logisch, dass ein Bahnhof nahe an den Gleisen gebaut ist. Aus diesem Grund wurde es trotz des Widerstands von Einheimischen und der Route 66 Association im Mai 2008 abgerissen.
Sidesteps:
Grand Canyon Caverns
1927 wurde ca. 25 Meilen westlich von Seligman nach einem starken Regen eine Höhle entdeckt. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein größeres Tunnelsystem handelte, das bis zum Grand Canyon reichte. Im Inneren der Höhle wurden u.a. konservierte (mumifizierte) Tiere gefunden, die man heute gegen ein paar Dollar Eintritt bestaunen kann.
Havasu Falls
Ein Stückchen Paradies auf Erden, so könnte man die insgesamt 5 Wasserfälle in einer Seitenschlucht des Grand Canyon beschreiben. Allerdings ist der Weg dorthin recht beschwerlich und zeitaufwändig. Zuerst 60 Meilen auf geteerter Straße durch die pure Natur ohne Zivilisation, dann das Fahrzeug abstellen und entweder zu Fuß ca. 16 Meilen in den Grand Canyon durch die indianische Siedlung Supai zu den Wasserfällen marschieren. Eine Alternative wäre ein Ritt auf einem Esel oder einem Flug mit dem Helikopter (ca. 190 $). Bitte beachten: Es gibt keine Raststationen bis Supai Village, und die dortige Lodge bzw. Shop hat nur begrenzte Vorräte an Nahrungsmitteln. Daher am besten Nahrungsreserven selbst mitnehmen.
Wetter: Stahlblau, starker Wind
Ich überbrücke die Zeit, bevor wir losfahren, mit Blog schreiben. Mir geht es nun viel, viel besser und die Erkältung ist fast weg. Im Zimmer hat es ja eigentlich immer ein Durchlaufgerät für Kaffee und heisses Wasser. Ich habe mir in den letzten Tagen immer Tee gebraut und etwas Warmes tut einfach gut. Kaffee natürlich auch noch 😊. Zudem als heisses Getränk noch Vitamine und auf der Fahrt, Gatorade Zero. Mittlerweile bekommt man auch in Amerika alles auch zuckerfrei.
Williams am Abend war ein gutes Erlebnis. Total touristisch aufgemotzt und das Städtchen ist ein wichtiger Durchgangspunkt, um den Grand Canyon zu erreichen. Sicherlich empfehlenswert: Mit der Grand Canyon Railroad Bahn hinauf zur grossen Schlucht.
Los geht’s nach Seligman und auf die Autobahn. Zuerst nochmals durch den Kiefernwald. Friedhof Williams, dort ist man sogar in dem wunderschönen Kiefernwald begraben. Nach 22 Kilometer verlassen wir diese für ein Abstecher nach Ash Fork, ein kleines Kaff, mit ein paar Sehenswürdigkeiten. Nebst noch intakten alten Motels, auch hier wieder Ruinen. Danach nur noch für ganz kurze Zeit auf die Autobahn und endlich können wir nach 30 Kilometern die Autobahn verlassen und wieder einmal auf die noch intakte alte Route 66 abzweigen.
So macht das Radfahren wieder viel mehr Spass. Allein in der Natur, nur die Landschaft, die Strasse und wir. Selten ein Auto, dass uns überholt und noch seltener Gegenverkehr. Dieser kommt wieder einmal in Form von Gegenwind, vielfach etwas seitlich, aber heute mit ungeheuerlicher Kraft. Mit einer Hand am Lenker geht wirklich nicht.
Nach knapp 68 km erreichen wir unser Etappenziel in Seligman. Ein ganz spezieller Ort. Das kleine Dörfchen ist nämlich so etwas wie der Geburtsort der Wiedergeburt der Route 66. Ein Name muss dabei erwähnt werden: Angel Delgadillo
Angel Delgadillo (* 19. April 1927 in Seligman Arizona) ist US-amerikanischer Friseur und Geschäftsmann, der durch sein Engagement für den Erhalt der historischen Route 66 und als einer der Initiatoren und Mitbegründer der Route 66 Association, weltweite Bekanntheit erlangte (Quelle: Wiki, mehr unter den Links)
Angekommen hielten wir bei einem Motel, das Roli einmal in einer TV-Reportage gesehen hat. Nämlich das Canyon Lodge, geführt von einem ehemaligen Deutschen namens Michael.
Wunderbarer Empfang und noch schönere Zimmer. Alles Themenzimmer und wir bekommen die Route 66 der 50iger Jahre. Einfach traumhaft und sehr preiswert (75 Doller für das Zimmer mit 2 King Size Betten, Bad, Kühlschrank, Kaffeemaschine, TV, Sitzgruppe. Auch die Atmosphäre vor dem Motel, das mitten in Seligman liegt, ist berauschend. Vor dem Motel Harley’s, Stühle, Verweilmöglichkeiten und ich schreibe jetzt um 21.30 Uhr den Blog draussen in kühler Atmosphäre, umgeben von Motorrädern, heimkehrenden Übernachter/innen, die endlosen Züge donnern in ca. 50 Meter Entfernung vorbei, der Wind bläst durch mein volles Haar 😊 und ich blicke auf die dezent beleuchteten Eingangstüren vom Motel. Roli schläft und auch das ist in Bezug auf zugetextet werden ein voller Genuss 😊. Ich habe die kleinen Käffer einfach gern.
Doch zurück. Nach Zimmerbezug, duschen, kurzes «Nuki», einkaufen und danach vom Motel aus gesehen nach links gehen und auskundschaften. Wie immer eine gerade Strasse, hier ca. 500 Meter lang und diesmal ausgesprochen auf den Tourismus zugeschnitten. Wir möchten zu Angel Delgadillo’s Gift- und Barbershop, das so etwas wie das Mekka oder der absolute must to go Kultstopp an der Route 66 ist.
Wir möchten in den Shop, doch ein Reisebus ist da und der Shop ist mehr als überfüllt. Roli und ich warten etwas weiter weg. Der Bus fährt und wir besuchen den Shop, setzen uns auf die berühmte Bank davor und, oh Schreck, ein weiterer Bus, voller Made by Taiwans. Als erstes sagen wir ihnen mal, dass ein Picture mit uns zwei 3 Dollar kostet. Geschäft funktioniert nicht und ihr müsst somit keine Angst haben, dass wir auswandern 😊.
Am Abend gehen wir dann in die andere Richtung nach rechts, suchen das Steakhouse mit dem Motto: You kill it, we grill it, gefunden, nichts gekillt, aber gegessen. Danach, gegenüber zu Lilo’s Kaffee- und Kuchenladen (die auch im TV war) 2 Kaffee, 1 Stück Kuchen für Roli, 22 Dollar, tja günstig wäre anders :).
So, nun mache ich Schluss. Morgen bleiben wir in Seligman und warten auf die Ankunft von Daneli und Mike Grädel und am Sonntag werden wir weiterradeln. Ich geniesse noch ein wenig die Abendstimmung mit Musik aus der Ferne, sauge dieses schlicht weg geile Feeling ein und es ist nichts anderes als einfach nur friedlich.
Insiderwissen:
Ash Fork
Ash Fork wurde 1882 von der Atlantic and Pacific Railroad (später Santa Fé Railroad) als Ausweichbahnhof gegründet. Der Name geht zurück auf den Ash Tree (englischer Name für Esche). Ein Jahr später wurde das obligatorische Postamt eröffnet. Nachdem der Ort 1893 komplett niederbrannte, baute man ihn auf der anderen Seite der Bahnlinie neu auf, wo er auch heute noch zu finden ist. 1895 wurde die Strecke nach Phoenix fertiggestellt und Ash Folk wurde ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Alle Passagierzüge hatten längere Aufenthalte, damit die Reisenden im 1907 erbauten Escalante Hotel und Restaurant der Fred Harvey Company speisen konnten. 1948 wurde das Hotel geschlossen und 1970 abgerissen. 1960 baute die Santa Fé eine Alternativstrecke von Williams Richtung Seligman, um die Steigungsstrecken im Bereich des Johnson Canyon zu umgehen. Ash Fork verlor nahezu die Hälfte der Bevölkerung - alles Eisenbahnarbeiter - die nun mit der Strecke umziehen mussten. Als mit der Fertigstellung der Autobahn 1979 auch der Durchgangsverkehr genommen wurde, war der Niedergang nicht mehr zu stoppen.
Hi-Line Motel in Ash Fork
Das Hi-Line Motel mit seinem Schild im Googie-Stil wurde 1936 eröffnet und hieß damals noch Hi-Line Modern Motor Court. Anfangs beherbergte es auch noch eine kleine Tankstelle.
DeSoto's Beauty & Barber Shop in Ash Fork
Einst war das Gebäude die erste Texaco Tankstelle in Arizona. 2001 wurde es umgebaut in einen Saloon, Friseursalon und Souvenirladen. Auffälligstes Merkmal ist der DeSoto aus den 1960er Jahren auf dem Dach, womit es zum meist-fotografierten Motiv der Stadt wurde.
Crookton
Die Crookton Rd ist eine 17 Meilen lange Verbindungsstrecke von der Interstate I-40 nach Seligman. Auf etwa der Hälfte der Strecke liegt der Crookton Hill, den man heute auf der Südseite umrundet, wohingegen die Straße von 1926 bis 1940 auf der Nordseite verlief, was man noch heute erkennen kann. Überhaupt sind zwischen dem Crookton Hill und Seligman viele Spuren älterer Streckenführungen vorhanden, besonders deutlich am Crookton Overpass, der Brücke über die Eisenbahn, wo sich neben der heutigen Brücke noch die alte befindet. Was allerdings nie ein altes Segment der Route 66 war, ist die Stichstraße, die in der Nähe vom Interstate Exit 139 Richtung Nordwesten abzweigt. Dies ist die alte Streckenführung der Santa Fé Railroad, bevor die Gesellschaft die Strecke nach Norden verlegte, um die großen Steigungen am Johnson Canyon zu umgehen.
Partridge Creek Bridge in Crookton
Diese alte Brücke stammt noch aus den 1920er Jahren und trug bis 1965 die alte Routenführung der Route 66. Seitdem ist sie praktisch ungenutzt und die Natur erobert sich ihr Reich zurück, was man hier eindrucksvoll sehen kann: Aus der Betonbrücke heraus wächst ein Baum.
Seligman
Der Ort trat erstmalig 1886 unter dem Namen Prescott Junction in Erscheinung, als die Central Arizona Railroad von hier eine Stichstrecke nach Prescott baute. Nachdem die Gesellschaft pleite ging, übernahm die Atchison, Topeka & Santa Fé Railroad die Linie und der Abzweig wurde umbenannt zu Ehren der Gebrüder Seligman, die diese Stichstrecke finanziell möglich machten. Seligman war eine Wild West Stadt, bis die Route 66 eröffnet wurde und das Leben in der Stadt veränderte. In den 1970er Jahren wurde die Stadt von der Interstate umgangen, doch der kleine Ort wollte sich nicht einfach abhängen lassen. Ihre Bewohner, allen voran Angel Delgadillo, kämpften hart dafür, dass die Route 66 zurück auf die Landkarten kam. Für viele ist der Streckenabschnitt zwischen Seligman und Kingman der einzige verbliebende Abschnitt der legendären Straße. Ich kann nur sagen: Weit gefehlt. Und wer meint, das sehr kitschig anmutende Seligman verkörpere den Geist der alten Straße, der sollte sich echt aufmachen, auch den restlichen Teil zu besuchen und sich eines Besseren belehren zu lassen. Seligman versetzt einen nicht zurück in die "gute alte Zeit", sondern ist leider stark touristisch kommerziell geworden.
Stagecoach 66 Motel in Seligman
Aztec Motel in Seligman
Ein Motel im mexikanischen Stil mit tollen Verzierungen mitten in Seligman.
Delgadillo's Snow Cap Drive-In in Seligman
Juan Delgadillo baute 1953 mit seinen eigenen Händen den Drive In, der später weltbekannt wurde. Zusammen mit seinem Bruder Angel kämpfte er hart gegen das Vergessen der Route 66 und Besucher, die ihn einmal in seinem Drive-In erlebten, werden ihn wohl so schnell auch nicht vergessen. Er war praktisch der Clown entlang der Route 66. Er liebte es, die Menschen zum Lachen zu bringen mit seinen zahlreichen Anekdoten, Comedy-Einlagen und echt schrägen Sammlungen.
2004 verstarb Juan. Seitdem wird der Betrieb von seinen zwei Söhnen geführt.
Delgadillo's Route 66 Gift Shop & Visitor Center in Seligman
Ein Besuch von Seligman, wenn nicht sogar der ganzen Route 66, wäre wohl nicht komplett, ohne hier einmal angehalten zu haben. Angel Delgadillo, der Friseur aus Seligman, der "seine" Stadt einfach nicht sterben sehen wollte und für den Erhalt der Route 66 kämpfte. Er gründete die Arizona Route 66 Association und initiierte den medienwirksamen Route 66 Fun Run, wo man das Reisen neu entdeckte. Es ging darum, die Langsamkeit auf der Nebenstraße wieder zu entdecken.
Er wurde international bekannt, gab Hunderte Interviews und wird wohl in jedem Buch erwähnt, das über die historische Route 66 verfasst wurde. Sein Friseursalon ist inzwischen zu einem Souvenirladen geworden, wo man den üblichen Kitsch erwerben kann, aber es bleibt dennoch eine Pilgerstätte. Man kann sagen, hier wurde die Route 66 wiederbelebt. Hier fing alles an.
Return to the 50's Museum in Seligman
Als ich 2002 erstmalig Seligman besuchte, war ich von genau diesem Museum sehr begeistert. Es war nicht so kitschig wie der Rest der Stadt. Die alte Tankstelle (1985 geschlossen) erstrahlte in wunderschönsten Farben und die Oldtimer konnten sich echt sehen lassen.
Inzwischen ist es aber zu einem Mix aus Kitsch und schändlich vernachlässigten Karossen geworden.
Rusty Bolt Souvenir and Gift Shop in Seligman
Kurios: vor, am und in dem Gebäude berühmte Schaufensterpuppen berühmter Amerikaner
Roadrunner in Seligman
Copper Cart in Seligman
An der Durchgangsstraße gelegen, präsentiert sich das von aussen eher unscheinbare Restaurant mit renoviertem Innenraum in typischer amerikanischer Manier. Das Diner schrieb Geschichte, als 1987 Angel Delgadillo hier die Gründungsversammlung der "Arizona Route 66 Association" abhielt
Historic Seligman Sundries Building / Ted's Trading Post & Soda Fountain in Seligman
Das Gebäude stammt noch aus dem Jahr 1904, für die Gegend also ein sehr respektables Alter. Es ist heute das älteste kommerziell genutzte Gebäude der Stadt. Noch vieles der Inneneinrichtung stammt aus der alten Zeit, z.B. der "Soda Fountain" (Softdrink-Zapfanlage) aus den 1930er Jahren.
Supai Motel in Seligman
Route 66 Motel in Seligman
Westside Lilo's Café in Seligman
Ideal für das erste oder zweite Frühstück am Tag. Die deutschstämmige Lilo, die vor Jahrzehnten schon von Wiesbaden nach Seligman ausgewandert ist, freut sich immer wieder über deutschsprechende Gäste.
Roadkill Café & Old Town in Seligman
Havasu Fred Harvey House in Seligman
1905 entstand entlang der Hauptstrecke eins der berühmten Harvey Häuser, jene luxuriösen Speise- und Übernachtungsbetriebe entlang der Santa Fé Railroad. Natürlich waren auch dessen besten Tage gezählt, als sich Speisewagen durchsetzten und schlussendlich sogar der Personenverkehr der Gesellschaft komplett eingestellt wurde. Nach neuesten Sicherheitsrichtlinien müssen Gebäude einen größeren Mindestabstand zur Bahnstrecke aufweisen, was dieses Gebäude allerdings nicht erfüllte. Eigentlich auch logisch, dass ein Bahnhof nahe an den Gleisen gebaut ist. Aus diesem Grund wurde es trotz des Widerstands von Einheimischen und der Route 66 Association im Mai 2008 abgerissen.
Sidesteps:
Grand Canyon Caverns
1927 wurde ca. 25 Meilen westlich von Seligman nach einem starken Regen eine Höhle entdeckt. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein größeres Tunnelsystem handelte, das bis zum Grand Canyon reichte. Im Inneren der Höhle wurden u.a. konservierte (mumifizierte) Tiere gefunden, die man heute gegen ein paar Dollar Eintritt bestaunen kann.
Havasu Falls
Ein Stückchen Paradies auf Erden, so könnte man die insgesamt 5 Wasserfälle in einer Seitenschlucht des Grand Canyon beschreiben. Allerdings ist der Weg dorthin recht beschwerlich und zeitaufwändig. Zuerst 60 Meilen auf geteerter Straße durch die pure Natur ohne Zivilisation, dann das Fahrzeug abstellen und entweder zu Fuß ca. 16 Meilen in den Grand Canyon durch die indianische Siedlung Supai zu den Wasserfällen marschieren. Eine Alternative wäre ein Ritt auf einem Esel oder einem Flug mit dem Helikopter (ca. 190 $). Bitte beachten: Es gibt keine Raststationen bis Supai Village, und die dortige Lodge bzw. Shop hat nur begrenzte Vorräte an Nahrungsmitteln. Daher am besten Nahrungsreserven selbst mitnehmen.
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Ash Fork, Arizona – The Flagstone Capital of the World - Legends of America
www.legendsofamerica.com/az-as...à