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/ Route 66 by E-Bike / From Chicago to Santa Monica

Williams

USA, 20. June 2019
36. Etappe 20.06.2019 / Flagstaff - Williams / 64 km, 433 Höhemeter

Wetter: stahlblau

Wir fahren wieder. nach 4 Tagen ohne Radfahren, war ich froh, heute wieder auf das Rad zu steigen. Einsteigeretappe mit knapp über 60 Kilometer, zudem meist abwärts.

Wie fast immer in Arizona müssen wir fast die gesamte Etappe auf der Autobahn fahren. Diesmal war die Landschaft aber zum Geniessen. Wir fuhren die gesamte Strecke durch diesen süchtig machenden Kiefernwald. Die Bäume sind nicht so gedrängt zudem weissen sie meist einen schwarzen Stamm auf. Hier gibt es viele Waldbrände und diese Kiefernart hat sich an das gewöhnt. Sie schützen sich gegen das Feuer und verkohlen nicht. Und, oh Wunder, sie schlagen oben wieder aus und leben einfach weiter.

Die Erkältung spüre ich natürlich noch. Es war heute mein 6ter Tag, nachdem ich sie erstmals gespürt habe. Ich konnte jedoch heute bereits sehr gut fahren und die Strecke machte mir absolut nichts aus. Gut eingepackt und den Oberkörper, Hals, Kopf gut gegen den Zug geschützt konnte ich sehr gut radeln. Es ist keine Kraftverlust spürbar. Ich weiss selbstverständlich, dass es noch 6, 7 Tage geht, bis ich es ausgestanden habe, werde mich jedoch dementsprechend verhalten und mich ganz seriös auf die letzten 9 Etappen vorbereiten.

Unterwegs gab es wenig, was wir noch sehen mussten. Aber in Bellemont gingen wir weg von der Autobahn und wir fuhren ein Stück zurück. Es hat sich gelohnt. Dort steht das inzwischen verfallene „Pine Breeze Motel“, aus dem Film Easy Rider in dem den Protagonisten Billy (Dennis Hopper) und Wyatt (Peter Fonda) ein Zimmer verweigert wird.

Als wir in Williams ankommen. War es noch sehr früh, 12.45, und wir konnten das Motel noch nicht beziehen. Somit sind wir einfach etwas weitergefahren, in im legendären Cruiser's Café 66, draussen, Wasser und einen Bananensplit bestellt. Dazu wunderbare Cover-Musik von einem Singer aus Flagstaff. Herrlich, die Zeit so zu überbrücken. Das Städtchen ist wirklich schön und die Musik lädt zum Singen ein.

Um ca. 14.15 das Motel beziehen und es ist wirklich ein ganz kleines und so «härziges» Motel namens Highlander mit 12 Zimmern, doch für uns mit 2 Rädern, etwas klein. Ich geniesse es hier auf der Veranda bereits jetzt den Blog zu schreiben, denn am Abend werde ich diese kleine, doch langgezogene Innenstadt, mit einem Route 66 Loop, zu Fuss machen. Etwas essen und das auf Route 66 aufgedonnerte Outfit knipsen. Zudem ist hier die Grand Canyon Railroad Company zu Hause. Dorthin wird es mich natürlich auch noch ziehen. Eisenbahn und Männer 😊.

Das habe ich dann auch so gemacht. Ohne Roli, der noch ein wenig schlief, durch Williams spaziert und viel fotografiert. Alle erdenklichen Ecken erkundet und viele Details gesehen. Auch hier wird die gesamte Stadt, mit all seinen Western Clichés, touristisch vermarktet. Es stört mich jedoch wie immer nicht und ich geniesse es. Sonnenuntergang über der Santa Fé Railroad, das Männerherz schlägt mit 180 und der Trip durch Williams findet einen würdigen Abschluss 😊.

Zurück ins Motel, danach mit Roli etwas essen gehen. Ich setzte mich durch und es gibt in einem wunderschönen, im Westernstil gehaltenen Restaurant, Pizza. Danach ab ins Körbchen, und der erste Tag im Sattel, nach den gesundheitlichen Problemen, haben wir beide bestens überstanden. Ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg nach Santa Monica.

Insiderwissen:


Bellmont
1882 kam die Atlantic & Pacific Railroad hier an und baute einen Unterwegshalt, um dank der natürlichen Quellen hier die Dampfloks mit frischem Wasser versorgen zu können. Der Name geht auf die Tochter des Leiters der Eisenbahngesellschaft zurück, Belle Smith. Westlich von Brannigan Park wurde am Fortynine Hill mit etwa 2263m (7425 ft.) Höhe überm Meeresspiegel der höchste Punkt entlang der Route 66 erreicht (zumindest bis 1941, da der Streckenverlauf hier oft geändert wurde).

Pine Breeze Inn in Bellmont
Das Pine Breeze Inn hat einen kurzen Gastauftritt im Film "Easy Rider", wo die beiden Biker (gespielt von Dennis Hopper und Peter Fonda) hier absteigen wollen, doch kaum sieht der Besitzer des Motels die Motorräder, leuchtet schon das "No Vacancy"-Schild (keine freien Zimmer) auf. Ironischerweise ist es heute genau umgekehrt, die Geisterstadt Bellemont präsentiert sich absolut Biker freundlich, sitzt hier doch der örtliche Harley Davidson Händler. Und auf dem Grundstück des ehemaligen Pine Breeze Motel schlagen die Biker am Roadhouse Bar & Grill gerne ihre Zelte auf.

Whiting Brothers Service Station and Motel in Bellmont
Westlich von Bellemont war im zweiten Weltkrieg ein wichtiges Munitionslager (Navajo Army Depot). Aus den leeren Munitionskisten bauten die Whiting Brothers in der Folgezeit ihr Motel.

Parks
1898 öffnete hier das erste Postamt in einem ausrangierten Güterwagen, als der Ort noch Rhodes hieß. Dies wurde von der einheimischen Bevölkerung aber bereits am nächsten Tag geändert. Man strich "Rhodes" durch und kritzelte stattdessen "Maine" ins Schild, in Gedenken an das gleichnamige in Havanna gesunkene Kriegsschiff. 1907, als ein Mann namens Parks einen General Store eröffnete, wo fortan auch die Post verteilt wurde, realisierte diese endlich, dass man den Namen des Ortes in Maine geändert hatte. Da es jedoch ein weiteres "Maine" im gleichen Bezirk gab, wurde der Ort erneut umbenannt - in Parks.

Pines General Store in Parks
Dieser Gemischtwarenladen mit angeschlossener Tankstelle ist nicht der 1907 von Parks eröffnete, sondern wurde erst 1921 eröffnet, als man einen neuen Highway zum Grand Canyon baute, über den später auch die Route 66 verlaufen sollte.

Williams
Williams ging in die Geschichte ein als letzter Ort, dessen Teilstück der Route 66 durch eine Interstate ersetzt wurde. 1984 wurde das letzte Teilstück der I-40 eröffnet und ein Jahr später offiziell die komplette US-Route 66 landesweit abgeschafft. Williams hat rund 3.000 Einwohner und besitzt viele Gaststätten und Motels sowie 2 Bahnhöfe. Es war der letzte Ort der Route 66, der von der Interstate-Umfahrung betroffen war. Vom Amtrak-Bahnhof Williams Junction aus fährt der transkontinentale Fernverkehrszug "Southwest Chief" täglich in Richtung Los Angeles und Flagstaff-Albuquerque-Kansas City-Chicago. Der Bahnhof Williams im Ortszentrum ist Ausgangspunkt der bei Touristen beliebten ganzjährig verkehrenden Grand Canyon Railway zum Südrand des Grand Canyons. Im Sommer werden auch dampflokbespannte Zusatzzüge eingesetzt.

Eisenbahnbrücke der eh. Santa Fé Railway in Williams
1882 wurde Williams durch die Eisenbahn an die große weite Welt angeschlossen. Williams liegt an der Hauptstrecke von Los Angeles über Barstow und Flagstaff Richtung Albuquerque und weiter in Richtung Osten, die viele Jahre lang auch das Rückgrat der Santa Fé Railway bildete. Bis 1971 unterhielt die Santa Fé Railway auch Personenverkehr. Einen Werbespruch dazu kann man noch immer, nach über 40 Jahren, an der Eisenbahnbrücke am östlichen Ende von Williams lesen:
It's Fun to ride Santa Fe.

The Canyon Motel & RV Park in Williams
Mehr als ein Resort. Hier kann man nicht nur sein Wohnmobil parken oder in einem der 18 gemütlichen Motelzimmer im Blockhausstil aus den 1940er Jahren, der Glanzzeit der Route 66, übernachten, sondern sich etwas ganz Spezielles gönnen und in einem von 2 ausrangierten Bremserwagen (Caboose) der Atchinson, Topeka & Santa Fé Railway (ATSF), erbaut im Jahre 1929, oder in einem Pullman Schlafwagen aus dem Jahre 1950, schlafen.

Goldie's Route 66 Diner in Williams
Ein wunderschöner Diner im für die Route 66 und deren Mythos typischen Googie-Architekturstil.

Twisters 50's Soda Fountain in Williams
Die Bar ist sowohl im Sommer als auch im Winter geöffnet. Neben allen möglichen Snacks, Sandwiches und Burgers werden vor allem diverse Shakes und Eiscreme zu passender Musik der 1940er und 50er Jahre serviert. Der rosa farbene Oldtimer vor der Tür ist ebenfalls ein netter Hingucker, wie auch die gesamte kitschig nostalgisch wirkende Inneneinrichtung der Bar.

Wild West Junction in Williams
Ein sogenanntes "living history" Erlebnis: Wild West Junction erweckt die Geschichte zum Leben. Natürlich touristisch geprägt, kann man sich jedoch ansatzweise in die Zeit des Wilden Westens zurückversetzen lassen im Iron Horse Saloon, bei einem Steak im Branding Iron Restaurant oder in einem der individuell eingerichteten Zimmer des Drover's Inn B&B.

Rod's Steakhouse in Williams
Rodney Graves zog 1938 mit seiner Frau Helen nach Williams, da beide von der Natur in der Umgebung fasziniert waren. Zuerst eröffnet Rod eine Taverne, verkaufte diese aber 1946 und eröffnete stattdessen Rod's Steak House, eins der ersten Steak-Häuser in Williams. Heute wird das Restaurant von Stella und Lawrence Sanchez geleitet. Letzterer wohnte sein Leben lang in Williams und arbeitete noch unter Rodney Graves als Tellerwäscher, später Manager und Chefkoch, bis die Sanchez das Restaurant 1985 schließlich erwarben.

Grand Motel in Williams
Sehen und gesehen werden: Dieses Motel versucht es mit einem Schild in Form einer großen Krone sowie Hot Rods, die vor der Rezeption geparkt sind, als Blickfang.

Red Garter B&B Inn in Williams
Das Red Garter (zu Deutsch: rotes Strumpfband) ist ein ehemaliges Bordell aus dem Jahre 1897, was nun in ein schickes Bed & Breakfast umgewandelt wurde. Noch immer finden sich antike Möbelstücke aus der Zeit des wilden Westens im Gebäude, was eine Übernachtung auch für die interessant machen sollte, die nicht nur schon immer mal behaupten wollten, in einem Bordell geschlafen zu haben

Grand Canyon Railway in Williams
Die 64 Meilen (103km) lange Stichstrecke von Williams zum Grand Canyon wurde von der Santa Fe Railroad am 17.9.1901 eröffnet und 1905 durch das El Tovar Hotel direkt am Rand des Grand Canyon ergänzt. Die aufkommende Konkurrenz durch das Automobil zwang die Gesellschaft, den touristischen Verkehr 1968 einzustellen. 1988 wurde die Strecke von Max & Thelma Biegert übernommen und 1989 in Gedenken an die Ersteröffnung erneut am 17.9. erfolgreich in Dienst gestellt. Auf der Rückfahrt vom Grand Canyon wird zur Belustigung der Touristen ein kleiner Zugüberfall inszeniert. Leider werden seit 2008 nur noch selten Dampfloks eingesetzt und die Züge regelmäßig mit Dieselloks betrieben.

Cruiser's Café 66 in Williams
Das Cruiser's Café 66 fällt vor allem durch den Hot Rod auf dem Dach auf. Untergebracht ist dieses Steakhouse in einer alten Tankstelle aus den 1930er Jahren, der C. Bene Gas Station. Natürlich dürfen auch die zahlreichen Route 66 Memorabilien, sowie stimmungsvoll passende Musik nicht fehlen.

Sidetrip:

Bedrock City
Auf halbem Weg zum/vom Grand Canyon kommt man an der Heimat von Fred und Wilma Feuerstein vorbei - ein willkommener Stopp vor allem in Begleitung von Kindern. Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurant, Souvenirs ganz im Zeichen der Comicserie.
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Williams Wiki Deutsch - Wiki DE

de.wikipedia.org/wiki/Williams...
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Williams Wiki - E

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Bellemont, Arizona – A Biker Friendly Ghost Town - Legends of America

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Parks, Arizona – Predating Route 66 - Legends of America

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Williams, Arizona – Gateway to the Grand Canyon - Legends of America

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The Haunted Red Garter Inn in Williams, Arizona - Legends of America

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Quirky Arizona – Curiosities & Roadside Attractions - Legends of America

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Bellemont, Arizona - Highest Town on Route 66 - The Road Wanderer

www.theroadwanderer.net/RT66pi...
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Williams & Route 66 - The Road Wanderer

www.theroadwanderer.net/RT66wi...

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