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/ Route 66 by E-Bike / From Chicago to Santa Monica
24. Etappe 03.06.2019 / Vega - Tucumcari / 130 km, 445 Höhenmeter
Wetter: Keine Wolke am Himmel bei ca. 12. Grad am Start, etwas bewölkt am 17.00 bei 34 Grad bei der Ankunft in Tucumcari
Nach einem langen Tag, über 10 Stunden unterwegs und davon 7 1/2 Std. im Sattel, sitze ich in unserem Motel Roadrunner Loge auf dem Balkon und überlege, ob ich noch einen Blog schreiben soll oder nicht. Ich werde mal beginnen und sehen, wohin das führt.
Start in Vega und noch einige Route 66 Attraktionen anschauen, die wir gestern noch verpasst haben. Wir wissen, die Etappe wird lang, doch die Freude auf den Mid Point ist gross. Als wir in Adrien das Mid Point Café erreichen, legen wir gleich mal einen längeren Stopp ein, damit wir die Mitte unserer Tour auch geniessen können. Café, Gift-Shop und alles fotografieren, bevor es weitergeht Richtung New Mexico.
Als wir die Grenze zu New Mexico erreichen, müssen wir gleich mal die Zeit umstellen. 1 Stunde zurück und wir haben nun die Mountain Time. D.h. ihr seid nun 8 statt 7 Stunden im Vorsprung. Durch die Geisterstadt Glenrio verläuft übrigens die Grenze und Glenrio mussten wir uns natürlich anschauen, mit dem völlig verlotterten ehemaligen Glenrio Motel Café, das das letzte Motel in Texas vor New Mexico und das erste Motel in Texas nach New Mexico war.
Danach hatte ich die Wahl, entweder auf der Old Route 66 oder auf der Autobahn weiterzufahren. Ich fragte Roli, wie weit wir auf der Strasse fahren müssen und er sagte 7 km, danach, dort sieht man ja die Brücke schon, wieder auf die Autobahn. Ok, machen wir. Nach kurzer Fahrt wurde die Strasse eine unbefestigte Strasse und ich dachte okey, 7 km, kein Problem. Das Problem war aber, dass es nach 7 km keine Strasse nach rechts gab und die Brücke nicht erreichbar war. Ich schaute mal auf meinem Navi nach, sah, dass diese Strecke noch ca. 20 Kilometer geht, bevor wir wieder auf die Autobahn gelangen. Somit waren wir wieder in der Prärie, diesmal aber in New Mexico. Zuerst war ich etwas sauer, danach hob sich meine Stimmung, weil die Strasse etwas besser wurde und zum Schluss war es eigentlich unglaublich schön, diese ganz alte Route 66 zu fahren.
Auf dieser Strasse verkehrte wirklich niemand. Ein Auto mit einer Frau, die gleich mal eine Flasche Wasser zur Türe hinausstreckte, war das einzige Lebenszeichen, aber irgendwann kam ein Auto von hinten und da wir eh gerade Pause machten, stiegen ein österreichisches-deutsches Paar, Yvonne und Andreas, aus. Das Gespräch dauerte eine halbe Stunde und manchmal ist die Welt so klein 😊. Apropos klein. Wir haben ein Gebiet erreicht, da wird man definitiv gar nicht mehr von Verwandten besucht. Wirklich keine Dörfer oder Städte mehr, sondern nur noch Abzweigungen zu Ranches, manchmal direkt ab der Autobahn.
Was mich auch fasziniert: Irgendjemand hat diese unendlich langen Stacheldrahtzäune ja mal ziehen müssen. Da steckt wohl jahrzehntelange Arbeit dahinter. Ich glaube, wenn sich jemand da verabschieden möchte, sagt er nicht: «Ich gehe mal Zigaretten holen, sondern Schatz, ich gehe mal den Zaun flicken 😊»
Die Landschaft und die Felsen werden langsam bräunlich, die Graslandschaft ist durchzogen mit kleinen Büschen und es ist himmlisch schön. Filmwesternwelt bereits jetzt vom schönsten.
Wir fahren weiter nach Tucumcari und die Etappe war schon bei leichtem seitlichem Gegenwind hart, da wir alles im Ecomodus fahren mussten und ab 100 Kilometer kam viel Wind auf und diesmal frontal. Wir bissen uns jedoch durch, logieren in einem alten traditionellen Motel, der Roadrunner Loge, und bereiten uns jetzt auf die nächsten Etappen vor. Es wird steigen.
Anekdoten:
Rolis orange Windweste hat sich verabschiedet. Etwas schlampig in die Seitentaschen gesteckt und bei diesem Wind wird sie wohl nun als Drache für ewig über New Mexico fliegen.
Die Roli Story des Tages ist wieder mal die Rezeption. Nach knapp 130 Kilometer, mag ich ganz einfach nicht mehr von Motel zu Motel fahren, um zu fragen, wie ist der Preis, wie ist der Standard usw. Roli hatte also wieder einmal kein Motel im Voraus gebucht und ich sah von der Strasse aus das legendäre Roadrunner. Ich stieg vom Rad und sagte entweder übernachte ich hier oder du gehst ein Motel suchen und holst mich hier wieder ab. Murrend stimmte Roli zu. Wir entschieden uns somit hier zu bleiben, was Roli nicht unbedingt passte und sieh da: Das Motel war teuer, die Velos mussten in den 1. Stock getragen werden und wir hatten keinen Kühlschrank.
Und es war wirklich nicht das Beste auf der Tour. Als wir dann endlich Internet hatten, und Roli den Preis des Motels auf der Booking.com Seite nachschaute, war es gleich mal um ihn geschehen. 30 Dollar zu viel bezahlt und der Wucherer von der Rezeption musste sich einige laute und wüste Worte für die 30 Dollar Mehreinnahmen anhören. Die Pointe der Geschichte: Roli hatte sich geirrt, das falsche Zimmer im Net angeschaut (Zimmer mit einem Bett) und der Wucherer hatte den absolut korrekten Preis verlangt, für ein Zimmer mit 2 King-Size Betten, wie wir bezahlt hatten. Ich habe mir halt ein wenig mehr Zeit genommen und die Sache korrekt im Net angeschaut. Anschliessend entschuldigte ich mich beim Wucherer und auch Roli ging es später wieder viel besser, obwohl er den ganzen Abend nichts mehr sagte, und das heisst doch etwas 😊.
Angie und Layla geht es gut. Joe, der Rucksack, ist hervorragend mit dabei. Seit ich mein Gesäss liebevoll «sweet butt» nenne, hat es so etwas wie Frieden mit mir geschlossen, es macht jetzt viel besser mit. Es spricht mich zwar mit «sitting-asshole» an 😊, aber mit dem kann ich absolut leben ….
Tucumcari, was für ein schöner Name, ich muss unbedingt noch Googlen, was er bedeutet. Und «pfuset de au guet ir schwitz». Blog auf dem Balkon geschrieben, was für ein wundervoller Abend und somit doch noch geschafft und bis «morn».
Insiderwissen:
New Mexico
Der Name "New Mexico" stammt von den spanischen Eroberern, die damit das Land westlich und nördlich des Rio Grande bezeichneten. New Mexico wird auch "Land of Enchantment" (Land der Verzauberung) genannt.
Geografie: Mit einer Fläche von 314.915 km² ist New Mexico etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland ohne Niedersachsen. Bedeutendster Fluss ist der Rio Grande. Er entspringt in Colorado und durchfließt New Mexico von Nord nach Süd, vorbei an Albuquerque und Las Cruces. Für die Landwirtschaft stellt der Rio Grande eine regelrechte Lebensader dar, er hat aber auch Bedeutung für die Energiewirtschaft.
Klima: New Mexico ist eine Hochebene, die von den Rocky Mountains durchzogen wird. Dementsprechend ist das Land zwischen den Gebirgszügen eben bis gewellt. Der Süden des Staates ist Teil der Chihuahua-Wüste. Die Trockenheit prägt die Landschaft in der Ebene wie im Gebirge. Ausnahmen sind die Berge nördlich von Santa Fe und das Gebiet im Westen jenseits der Kontinentalscheide, wo es ausgedehnte Wälder gibt. In den Bergen nördlich von Santa Fe ist die Niederschlagsmenge im Winter so groß, dass dort eine Wintersportregion entstanden ist. Höchster Berg ist der Wheeler Peak nördlich von Santa Fe mit 4.011 m.
Der Reichtum an Landschaftsformen, die klare Luft mit dem meist blauen Himmel und die abwechslungsreichen bunten Gesteine geben New Mexico seinen sprichwörtlichen Zauber.
Wegen seiner südlichen Lage und dem Umstand, dass es auf der windabgewandten Seite (Lee) der Rocky Mountains liegt, ist das Klima New Mexicos durchweg sehr trocken und besonders im Sommer sehr heiß. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage aber auch frostig kalt werden, besonders in den Bergen nördlich von Santa Fé.
Die Häuser sind hier nicht mehr aus Holz sondern aus rotem Sandstein und teilweise in die Felsen gehauen (Adobe-Baustil). Sie heißen hier auch "pueblos". Burritos und Tacos gehören nun zu den Grundnahrungsmitteln. Statt Whiskey wird ab sofort Tequila getrunken.
Länge der Route 66 in New Mexico: 428 Meilen (688 km)
Schon kurze Zeit nach Überquerung der Bundesstaatsgrenze ist eine Veränderung der Landschaft wahrzunehmen: In Texas noch weite flache Steppe, so ist jetzt überwiegend rote Erde, Felsen, Berge und Wälder zu sehen – soweit das Auge reicht. Auch wenn Sie noch nie da waren, Sie kennen New Mexico. Denn fast jeder Westernfilm oder Karl-May-Roman beschreibt diesen US-Bundesstaat bis ins kleinste Detail.
In New Mexico ist die Streckenführung etwas komplizierter: Bis Santa Rosa verläuft die Route 66 parallel zur Interstate I-40. Dann kann man sich entscheiden. Fährt man die "alte" Strecke (Verlauf bis 1939) folgt man parallel der Interstate I-25 nach Albuquerque und dann weiter auf der I-25 nach Mesita. Oder man fährt ab Santa Rosa auf der Interstate I-40 weiter über Albuquerque nach Mesita. Ab Mesita ist die Route 66 wieder parallel zur I-40.
Streckenführung in New Mexico
Route:
Glenrio - Endee - Bard - San Jon - Tucumcari - Montoya - Newkirk - Cuervo - Los Tanos - Hawks - Santa Rosa.
Ursprüngliche Route (Santa Rosa via Albuquerque nach Mesita):
Santa Rosa - Dilia - Los Montoyas - Romeroville - Bernal - Soham - Sands - Ilfeld - Rowe - Santa Fe - Pecos - Glorieta - Canoncito - Santa Fe - Santo Domingo - San Felipe - Algodones - Bernalillo - Alameda - Albuquerque - Armijo - Pajarito - Isleta - Bosque Farms - Los Lunas - Suwanee - Correo - Mesita.
Spätere Route (Santa Rosa nach Mesita):
Santa Rosa - Palma - Moriarty - Edgewood - Barton - Sedillo - Zuzax - Tijeras - Albuquerque - Correo - Mesita.
Route:
Mesita - Laguna - Budville - Cubero - San Fidel - Mc Cartys - Grants - Milan - Bluewater - Prewitt - Thoreau - Gallup - Manuelito.
Adrian
Adrian hat seinen Namen von einem der ersten Siedler hier, Adrian Cullen. Bereits 1900 plante man hier einen Bahnhof der Rock Island Railroad zu bauen, doch erst 1909 konnte die Strecke in dieser Region fertiggestellt werden. Überhaupt entwickelte sich Adrian recht schleppend. Knappes Wasser und eine große Dürreperiode hielten die Einwohnerzahl gering. Selbst in den 1940er Jahren, zur Glanzzeit der Route 66, soll es hier nur eine Tankstelle und ein Café gegeben haben. Und wenn man sich nicht an den letzten Strohhalm klammern würde, der geo-mathematische Mittelpunkt der Strecke zu sein, wäre Adrian heute sicher eine Geisterstadt.
The Antique Ranch / Brenda's Café in Adrian
Ursprünglich eine Autowerkstatt, wurde daraus nun ein Antiquitätenladen (mit vielen Route 66 Memorabilien) und einem richtigen texanischen Barbecue-Steak-Restaurant.
Bend Door Café & Trading Post in Adrian
Auf dem Gelände des einstigen Kozy Kottage Kamp wurde 1947 von Bob Harris die "Bent Door Café and Trading Post" aus Teilen eines alten Flughafentowers errichtet, der nach Beendigung des zweiten Weltkrieges nicht mehr benötigt wurde. Die ursprünglich zur Landebahn zeigenden Fenster sind leicht geneigt, dazu passend ebenso die Türe, was dem Gebäude einen sehr individuellen Look verleiht. Lange Zeit wurde es vernachlässigt, doch 2006 von Roy und Ramona Kiewert aufgekauft mit dem Ziel, es wieder zu einem Glanzstück herauszuputzen und vielleicht auch wieder einen Café-Betrieb aufzunehmen.
Midpoint in Adrian
Gute Nachrichten: Wenn man hier ist, ist man halbwegs da. Soll heißen, egal, aus welcher Richtung man die Route 66 befährt, hier hat man die Hälfte hinter sich gebracht. 1139 Meilen sollen es laut diesem großen Schild sowohl Richtung Chicago als auch Richtung Los Angeles sein. Durch zahlreiche Streckenänderungen, Ortsumfahrungen, Routenalternativen und dergleichen lässt sich die Angabe aber heute kaum mehr auf die Meile genau nachvollziehen.
Midpoint Café in Adrian
1928 wurde hier das "Zella's" von Zella Crim eröffnet, ein billiges Schnellrestaurant. In den 1960er Jahren wurde es an Dub Edmonds und Jess Fincher verkauft und in "Jesse's Café" umbenannt. Ein größeres Gebäude wurde errichtet, was noch heute in Betrieb ist. Der alte Komplex nebenan dient heute als Souvenirladen. In der Glanzzeit der Route 66 war das Café rund um die Uhr geöffnet. Heute ist es das längste ununterbrochen weiter geführte Café entlang der texanischen Route 66. 1992 übernahm Fran Houser das Café und serviert seitdem ihren hausgemachten "Ugly Crust Pie" (hässlicher Krustenkuchen). Ihr soll auch der Charakter "Flo" aus Disneys Animationsfilm "Cars" nachempfunden sein.
Glenrio
Als der Ort 1903 von der Rock Island and Gulf Railway gegründet wurde, nannte man ihn schlicht "Rock Island", bis er 1908 in Glenrio abgeändert wurde, abgeleitet von der schottischen Bezeichnung "Glen" für "kleines Tal" und dem spanischen "Rio" für "Fluss", obwohl es weder in einem Tal noch an einem Fluss liegt. Mitten durch Glenrio verläuft die Staatsgrenze zwischen New Mexico und Texas, was zu einigen Kuriositäten führte. Die Post (1935-1985) gehörte zwar zu New Mexico, wurde aber am Bahnhof auf texanischer Seite angeliefert und sortiert. Auf texanischer Seite gab es keine Bars, weil in diesem Teil Texas kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte, wohingegen die Tankstellen nur auf der texanischen Seite lagen wegen der höheren Benzinsteuer in New Mexico. Zudem verläuft hier die Zeitzonen-Grenze zwischen der Central Time (Texas) und Mountain Time (New Mexico). Obwohl nie mehr als 30 Menschen hier lebten, wurde bis 1934 sogar eine eigene Zeitung herausgegeben. Einzig während der Dreharbeiten zu "Die Früchte des Zorns" 1939 zählte der Ort wesentlich mehr "Einwohner". 1913 wurde der Ozark Trail von Amarillo Richtung Las Vegas erbaut, der später in die Route 66 integriert wurde. 1938 war die Straße komplett asphaltiert. In den 1950er Jahren wurde sie sogar in Glenrio noch vierspurig ausgebaut, mit großen Zementblöcken als Richtungstrenner, bevor 1955 der Untergang der Stadt mit Aufgabe der Eisenbahn eingeläutet wurde. 1973 folgte der endgültige Todesstoß, als die Interstate fertiggestellt war. Nach und nach wurden alle Betriebe geschlossen. Am längsten überlebte die Post. Sie wurde erst 1985 aufgegeben, als nur noch 2 Einwohner in der Stadt lebten. 2008 wurde an der Interstate das Glenrio Welcome Center eröffnet und für eine Million Besucher pro Jahr ausgelegt. Das wären 2739 pro Tag. In meinen Augen etwas sehr optimistisch.
Brownlee Diner / Little Juarez Café in Glenrio
Viele Diners wurden einst in ausrangierten Straßenbahnwagen und Speisewagen betrieben. Diese Form des Restaurants wurde schnell sehr populär. Meist war Platz für etwa 10 Gäste, so dass eine Person ausreichte, um sie zu betreiben. Die meisten Hersteller dieser Diners waren an der Ostküste beheimatet, bis Arthur Valentine sie in den 40er und 50er Jahren im ganzen Land vertrieb.
Das Little Juarez Café wurde 1952 errichtet. Obwohl es optisch den windschnittigen Valentine Diner gleicht, handelt es sich um einen Nachbau. Zum Café gehörte ferner eine Texaco Tankstelle.Es stand Pate für das Racing-Museum im Disney-Film "Cars".
First/Last Motel in Texas / Texas Longhorn Café in Clenrio
Das Courtyard Motel war bis 1976 geöffnet. Sein Werbeschild ist praktisch jedem Route 66 Reisenden ein Begriff. Richtung Westen konnte man einst die Worte lesen "Last Motel in Texas", währenddessen es Reisende Richtung Osten mit "First Motel in Texas" begrüßte.
Und in der Tat, es sind nur wenige Meter bis zur Grenze zu New Mexico. Zum Motel gehörte zudem das Texas Longhorn Café und eine Phillips 66 Tankstelle.
Endee
Das 1882 gegründete Endee hat seinen Namen schlicht von der ND Ranch erhalten und war eine echte Wild West Stadt, wo die Cowboys der Umgebung am Wochenende gerne Dampf abließen. Endee soll so wild gewesen sein, dass man erzählt, man hätte jeden Samstag bereits einen großen Graben ausgehoben, um alle Duell-Verlierer des anstehenden Abends begraben zu können.
Seit die Interstate Endee umfährt, ist die Stadt verlassen und vergessen.
Endee Motor Court in Endee
In großen Buchstaben werden die "modernen" sanitären Anlagen beworben, scheinbar aus einer Zeit, wo man noch hinter den Busch verschwand, denn Häuschen im Hinterhof sind wohl wirklich nicht mehr das, was man unter modern versteht. Wie lange also mag dieses Motel schon verlassen sein?
Brücke der Chicago, Rock Island & Pacific Railroad
Einst führte hier die Chicago, Rock Island and Pacific Railroad kurz Rock Island Railroad entlang. Neben ihrer Trasse wurde später die Route 66 erbaut, die in diesem Abschnitt sogar mal asphaltiert war, bis man die Fahrbahndecke wieder entfernte, um nicht für deren Unterhalt aufkommen zu müssen.
Bard
Bard wurde 1906 gegründet und wurde nicht mal 100 Jahre alt. Die ersten Jahre war es ein Anlaufpunkt für Cowboys am Wochenende, später ein kleiner unbedeutender Unterwegshalt entlang der Route 66.
Es sollen mal an die 200 Menschen hier gelebt haben, doch nach Eröffnung der Interstate reduzierten sie sich auf 10. Heute muss man schon aufpassen, nicht durch Bard durchgerauscht zu sein, bevor man anfing es zu suchen.
San Jon
San Jon (San Hoan ausgesprochen) wurde 1902 gegründet und als 1904 die Rock Island Railroad hier ankam, begann der Wachstum, der anhielt, bis 1981 die Interstate eröffnet wurde.
Einrichtungen wie Tankstellen und Restaurants wurden an die Ausfahrt der Interstate nördlich der Stadt verlagert, die noch längst nicht zur Geisterstadt geworden ist, auch wenn das Bild in der Stadtmitte anderes vermuten lässt. Die Nähe zu Tucumcari macht der Wirtschaft enorm zu schaffen, da viele Durchreisenden Tucumcari als Rastpunkt wählen.
Motel San Jon in San Jon
Route 66 Truck & Auto Service in San Jon
Tucumcari
1901 wurde hier von der Rock Island Railroad ein Camp für den Bautrupp errichtet, was nach zahlreichen Schießereien allgemein als "Six Shooter Siding" bekannt war. Mehrere Siedlungen zogen näher an die neue Eisenbahn und vergrößerten das Camp, das offiziell zuerst "Douglas", ab 1908 dann Tucumcari genannt wurde nach dem gleichnamigen Berg. Legenden zufolge rührt der Name von der unerfüllten Liebe zwischen Tocom und der Häuptlingstochter Kari, die ihren Angebeteten bei einem Duell um die Stammesführung verloren haben soll und sich danach selbst das Leben nahm. Der verzweifelte Ausruf des Häuptlings "Tocom, Kari" hallte von den Bergen wider, die nun als Symbol unerfüllter Liebe stehen. Andere Quellen sehen im Namen eine Abwandlung des Wortes "Aussicht" aus der Sprache des Comanche Stammes.
Tucumcari Tonite
Diese Reklametafeln sind keine Erfindung neuerer Zeit, sondern luden schon vor Jahrzehnten die Reisenden ein, die nächste Nacht in einem der 2000 Motelzimmern der Stadt zu verbringen (Tucumcari Tonite = heute Nacht Tucumcari)
Neonreklamen
Tucumcari hat über die Jahre seinen Charme der 1940er Jahre nicht verloren. In kaum einer anderen Stadt finden sich so viele leuchtende Neonschilder der zahlreichen Restaurants und Motels, die sich wie auf einer Perlenschnur entlang der Route 66 aufreihen. Hier eine kleine Auswahl:
- Pony Soldier Motel (Motel abgerissen, rechts der Straße, 1803 E Route 66)
- Ken's Ice Cream (links, 1804 E Route 66)
- Kiva Park RV (ex Rocking Horse Tourist Camp, links, 1416 E Route 66)
- Lasso Motel (Motel abgerissen, rechts)
- Cactus RV Park (links, 1316 E Route 66)
- Palomino Motel (rechts, 1215 E Route 66)
- Del's Restaurant (links, 1202 E Route 66)
- Apache Motel (links, 1106 E Route 66)
- Kix 66 Eatery (links, 1102 E Route 66)
- Golden Dragon Restaurant (links, 1006 E Route 66)
- Tee Pee Curios (links, 924 E Route 66)
- Economy Inn (ex Townhouse Motel, rechts, 901 E Route 66)
- Blue Swallow Motel (rechts, 815 E Route 66)
- Motel Safari (links, 722 E Route 66)
- Trails West Lounge (links, 508 E Route 66)
- Americana Motel (ex Star Motel, links, 406 E Route 66)
- Lacita Restaurant (links, 820 S 1st St)
- Thunderbird Lounge (rechts)
- Things (links, 920 W Tucumcari Blvd)
- Westerner Drive Inn (verfällt langsam, rechts, 1001 W Tucumcari Blvd)
- Backaroo Motel (rechts, 1315 W Tucumcari Blvd)
- Paradise Motel (links, 2202 W Tucumcari Blvd)
Apache Motel in Tucumcari
Die Neonreklame des Apache Motels gehört mit zu den vielen, für die Tucumcari so bekannt ist. Bis 2006 war der Hintergrund des Schildes Schwarz gewesen und auf der Rückseite des Motels befand sich eine wunderschöne Wandzeichnung. Beides wurde mit der Neueröffnung in jenem Jahr weiß gestrichen.
Tee Pee Curios in Tucumcari
Mike Callens wurde in Tucumcari geboren, wuchs aber in Südkalifornien auf. 1985 übernahm er zusammen mit seiner Frau Betty den Souvenirladen von seinem Onkel. Auffälligste Merkmale sind die bunte Neon-Reklame und das große Beton-Tipi, das in die Fassade eingearbeitet ist.
Ursprünglich war das Gebäude einmal eine Gulf-Tankstelle gewesen, deren Zapfsäulen der Straßenverbreiterung zum Opfer fielen.
Blue Swallow Motel in Tucumcari
Das Motel mit einer der schönsten Neonreklamen nahm 1939 seinen Betrieb auf. Geführt wurde es von einer echten Route 66 Legende, von Lillian Redman, die zuvor in den berühmten Harvey Häusern der Santa Fe arbeitete. 1998 wurde es von Hilda und Dale Bakke übernommen.
Ohne Zweifel stammt das Motel mit der blauen Schwalbe (Blue Swallow) noch aus einer Zeit, als man noch mit richtigen Straßenkreuzern reiste und Motels individuell und nicht von der Stange wie heutige Kettenmotels waren. Beispielsweise verfügt jedes Zimmer über eine eigene Autogarage. Eigentlich ein Muss für jeden Route 66 Reisenden, hier zu nächtigen
Safari Motel in Tucumcari
Dieses herrliche Retro-Design Motel wurde 1959 als Best Western eröffnet. 1962 wurde die typische Krone des Best Western vom Reklameschild entfernt und das Kamel hinzugefügt. Angeblich soll es in der Region um Tucumcari einmal wilde Kamele gegeben haben, die von ersten Erkundungstrupps in die Region im 18. Jahrhundert zurückgelassen wurden.
Tucumcari Historical Museum in Tucumcari
Das Museum ist im Schulgebäude aus dem Jahre 1903 untergebracht und stellt eine Sammlung von einfach alten Sachen aus, wobei die ältesten Artefakte von weit vor Beginn unserer Zeitrechnung stammen, die "neueren" aus der Zeit der Cowboys und Indianer.
La Cita Restaurant in Tucumcari
Das Restaurant, was sich auf mexikanische Küche spezialisiert hat, wurde 1961 eröffnet und ist durch den Sombrero über der Eingangstür unübersehbar, auch wenn er auf Bildern größer wirkt als in der Realität.
Es ist das letzte Überlebende einer ehemaligen Kette von "Sombrero" Restaurants.
Odeon Theater in Tucumcari
Das hübsche Theater in Tucumcaris Innenstadt liegt abseits der Route 66 und wurde 1936 im art-deco Stil erbaut und dient noch heute der Filmvorführung. 2007 wurde es der Liste der Nationalen Denkmälern hinzugefügt.
Überreste des Vorenburg Hotels in Tucumcari
Das Vorenburg Hotel wurde in den 1970er Jahren durch ein Feuer zerstört. Jedoch blieben die Steinbögen erhalten, die einst die Außenfassade im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes bildeten
Rock Island Train Depot / Tucumcari Railroad Museum in Tucumcari
Der wunderschöne Bahnhof wurde 2011 eine neue Funktion zuteil: Seitdem ist hier das Tucumcari Railway Museum beheimatet. Aber selbst, wer sich nicht für Eisenbahnen interessiert, kann sich immer noch an der schönen Fassade im spanischen Baustil erfreuen.
Buckaroo Motel in Tucumcari
Seit 1952 empfängt dieses Motel Reisende, die sich von einem Tag hinterm Lenkrad erholen möchten. Buckaroo bedeutet im Amerikanischen u. A. Cowboy, wie man ihn auf der schönen Neon-Reklame am westlichen Ortseingang auf einem wilden Pferd reiten sehen kann.
Paradise Motel in Tucumcari
Das Paradise Motel wurde in den 1950er Jahren eröffnet mit einem damals weit verbreiteten Motiv für Reklameschilder, einer Frau, die in einen Pool springt. Als der Pool zugeschüttet wurde, änderte man das Schild. Die Silhouette des Pools mit dem Spritzwasser adaptierte man und stellte die beiden Indianer Tocom und Kari nach. 2003 wurde das Schild restauriert. Die beiden Indianer findet man nun im Vorgarten, wohingegen das Schild wieder den ursprünglichen Pool zeigt.
Wetter: Keine Wolke am Himmel bei ca. 12. Grad am Start, etwas bewölkt am 17.00 bei 34 Grad bei der Ankunft in Tucumcari
Nach einem langen Tag, über 10 Stunden unterwegs und davon 7 1/2 Std. im Sattel, sitze ich in unserem Motel Roadrunner Loge auf dem Balkon und überlege, ob ich noch einen Blog schreiben soll oder nicht. Ich werde mal beginnen und sehen, wohin das führt.
Start in Vega und noch einige Route 66 Attraktionen anschauen, die wir gestern noch verpasst haben. Wir wissen, die Etappe wird lang, doch die Freude auf den Mid Point ist gross. Als wir in Adrien das Mid Point Café erreichen, legen wir gleich mal einen längeren Stopp ein, damit wir die Mitte unserer Tour auch geniessen können. Café, Gift-Shop und alles fotografieren, bevor es weitergeht Richtung New Mexico.
Als wir die Grenze zu New Mexico erreichen, müssen wir gleich mal die Zeit umstellen. 1 Stunde zurück und wir haben nun die Mountain Time. D.h. ihr seid nun 8 statt 7 Stunden im Vorsprung. Durch die Geisterstadt Glenrio verläuft übrigens die Grenze und Glenrio mussten wir uns natürlich anschauen, mit dem völlig verlotterten ehemaligen Glenrio Motel Café, das das letzte Motel in Texas vor New Mexico und das erste Motel in Texas nach New Mexico war.
Danach hatte ich die Wahl, entweder auf der Old Route 66 oder auf der Autobahn weiterzufahren. Ich fragte Roli, wie weit wir auf der Strasse fahren müssen und er sagte 7 km, danach, dort sieht man ja die Brücke schon, wieder auf die Autobahn. Ok, machen wir. Nach kurzer Fahrt wurde die Strasse eine unbefestigte Strasse und ich dachte okey, 7 km, kein Problem. Das Problem war aber, dass es nach 7 km keine Strasse nach rechts gab und die Brücke nicht erreichbar war. Ich schaute mal auf meinem Navi nach, sah, dass diese Strecke noch ca. 20 Kilometer geht, bevor wir wieder auf die Autobahn gelangen. Somit waren wir wieder in der Prärie, diesmal aber in New Mexico. Zuerst war ich etwas sauer, danach hob sich meine Stimmung, weil die Strasse etwas besser wurde und zum Schluss war es eigentlich unglaublich schön, diese ganz alte Route 66 zu fahren.
Auf dieser Strasse verkehrte wirklich niemand. Ein Auto mit einer Frau, die gleich mal eine Flasche Wasser zur Türe hinausstreckte, war das einzige Lebenszeichen, aber irgendwann kam ein Auto von hinten und da wir eh gerade Pause machten, stiegen ein österreichisches-deutsches Paar, Yvonne und Andreas, aus. Das Gespräch dauerte eine halbe Stunde und manchmal ist die Welt so klein 😊. Apropos klein. Wir haben ein Gebiet erreicht, da wird man definitiv gar nicht mehr von Verwandten besucht. Wirklich keine Dörfer oder Städte mehr, sondern nur noch Abzweigungen zu Ranches, manchmal direkt ab der Autobahn.
Was mich auch fasziniert: Irgendjemand hat diese unendlich langen Stacheldrahtzäune ja mal ziehen müssen. Da steckt wohl jahrzehntelange Arbeit dahinter. Ich glaube, wenn sich jemand da verabschieden möchte, sagt er nicht: «Ich gehe mal Zigaretten holen, sondern Schatz, ich gehe mal den Zaun flicken 😊»
Die Landschaft und die Felsen werden langsam bräunlich, die Graslandschaft ist durchzogen mit kleinen Büschen und es ist himmlisch schön. Filmwesternwelt bereits jetzt vom schönsten.
Wir fahren weiter nach Tucumcari und die Etappe war schon bei leichtem seitlichem Gegenwind hart, da wir alles im Ecomodus fahren mussten und ab 100 Kilometer kam viel Wind auf und diesmal frontal. Wir bissen uns jedoch durch, logieren in einem alten traditionellen Motel, der Roadrunner Loge, und bereiten uns jetzt auf die nächsten Etappen vor. Es wird steigen.
Anekdoten:
Rolis orange Windweste hat sich verabschiedet. Etwas schlampig in die Seitentaschen gesteckt und bei diesem Wind wird sie wohl nun als Drache für ewig über New Mexico fliegen.
Die Roli Story des Tages ist wieder mal die Rezeption. Nach knapp 130 Kilometer, mag ich ganz einfach nicht mehr von Motel zu Motel fahren, um zu fragen, wie ist der Preis, wie ist der Standard usw. Roli hatte also wieder einmal kein Motel im Voraus gebucht und ich sah von der Strasse aus das legendäre Roadrunner. Ich stieg vom Rad und sagte entweder übernachte ich hier oder du gehst ein Motel suchen und holst mich hier wieder ab. Murrend stimmte Roli zu. Wir entschieden uns somit hier zu bleiben, was Roli nicht unbedingt passte und sieh da: Das Motel war teuer, die Velos mussten in den 1. Stock getragen werden und wir hatten keinen Kühlschrank.
Und es war wirklich nicht das Beste auf der Tour. Als wir dann endlich Internet hatten, und Roli den Preis des Motels auf der Booking.com Seite nachschaute, war es gleich mal um ihn geschehen. 30 Dollar zu viel bezahlt und der Wucherer von der Rezeption musste sich einige laute und wüste Worte für die 30 Dollar Mehreinnahmen anhören. Die Pointe der Geschichte: Roli hatte sich geirrt, das falsche Zimmer im Net angeschaut (Zimmer mit einem Bett) und der Wucherer hatte den absolut korrekten Preis verlangt, für ein Zimmer mit 2 King-Size Betten, wie wir bezahlt hatten. Ich habe mir halt ein wenig mehr Zeit genommen und die Sache korrekt im Net angeschaut. Anschliessend entschuldigte ich mich beim Wucherer und auch Roli ging es später wieder viel besser, obwohl er den ganzen Abend nichts mehr sagte, und das heisst doch etwas 😊.
Angie und Layla geht es gut. Joe, der Rucksack, ist hervorragend mit dabei. Seit ich mein Gesäss liebevoll «sweet butt» nenne, hat es so etwas wie Frieden mit mir geschlossen, es macht jetzt viel besser mit. Es spricht mich zwar mit «sitting-asshole» an 😊, aber mit dem kann ich absolut leben ….
Tucumcari, was für ein schöner Name, ich muss unbedingt noch Googlen, was er bedeutet. Und «pfuset de au guet ir schwitz». Blog auf dem Balkon geschrieben, was für ein wundervoller Abend und somit doch noch geschafft und bis «morn».
Insiderwissen:
New Mexico
Der Name "New Mexico" stammt von den spanischen Eroberern, die damit das Land westlich und nördlich des Rio Grande bezeichneten. New Mexico wird auch "Land of Enchantment" (Land der Verzauberung) genannt.
Geografie: Mit einer Fläche von 314.915 km² ist New Mexico etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland ohne Niedersachsen. Bedeutendster Fluss ist der Rio Grande. Er entspringt in Colorado und durchfließt New Mexico von Nord nach Süd, vorbei an Albuquerque und Las Cruces. Für die Landwirtschaft stellt der Rio Grande eine regelrechte Lebensader dar, er hat aber auch Bedeutung für die Energiewirtschaft.
Klima: New Mexico ist eine Hochebene, die von den Rocky Mountains durchzogen wird. Dementsprechend ist das Land zwischen den Gebirgszügen eben bis gewellt. Der Süden des Staates ist Teil der Chihuahua-Wüste. Die Trockenheit prägt die Landschaft in der Ebene wie im Gebirge. Ausnahmen sind die Berge nördlich von Santa Fe und das Gebiet im Westen jenseits der Kontinentalscheide, wo es ausgedehnte Wälder gibt. In den Bergen nördlich von Santa Fe ist die Niederschlagsmenge im Winter so groß, dass dort eine Wintersportregion entstanden ist. Höchster Berg ist der Wheeler Peak nördlich von Santa Fe mit 4.011 m.
Der Reichtum an Landschaftsformen, die klare Luft mit dem meist blauen Himmel und die abwechslungsreichen bunten Gesteine geben New Mexico seinen sprichwörtlichen Zauber.
Wegen seiner südlichen Lage und dem Umstand, dass es auf der windabgewandten Seite (Lee) der Rocky Mountains liegt, ist das Klima New Mexicos durchweg sehr trocken und besonders im Sommer sehr heiß. Im Winter kann es aufgrund der Höhenlage aber auch frostig kalt werden, besonders in den Bergen nördlich von Santa Fé.
Die Häuser sind hier nicht mehr aus Holz sondern aus rotem Sandstein und teilweise in die Felsen gehauen (Adobe-Baustil). Sie heißen hier auch "pueblos". Burritos und Tacos gehören nun zu den Grundnahrungsmitteln. Statt Whiskey wird ab sofort Tequila getrunken.
Länge der Route 66 in New Mexico: 428 Meilen (688 km)
Schon kurze Zeit nach Überquerung der Bundesstaatsgrenze ist eine Veränderung der Landschaft wahrzunehmen: In Texas noch weite flache Steppe, so ist jetzt überwiegend rote Erde, Felsen, Berge und Wälder zu sehen – soweit das Auge reicht. Auch wenn Sie noch nie da waren, Sie kennen New Mexico. Denn fast jeder Westernfilm oder Karl-May-Roman beschreibt diesen US-Bundesstaat bis ins kleinste Detail.
In New Mexico ist die Streckenführung etwas komplizierter: Bis Santa Rosa verläuft die Route 66 parallel zur Interstate I-40. Dann kann man sich entscheiden. Fährt man die "alte" Strecke (Verlauf bis 1939) folgt man parallel der Interstate I-25 nach Albuquerque und dann weiter auf der I-25 nach Mesita. Oder man fährt ab Santa Rosa auf der Interstate I-40 weiter über Albuquerque nach Mesita. Ab Mesita ist die Route 66 wieder parallel zur I-40.
Streckenführung in New Mexico
Route:
Glenrio - Endee - Bard - San Jon - Tucumcari - Montoya - Newkirk - Cuervo - Los Tanos - Hawks - Santa Rosa.
Ursprüngliche Route (Santa Rosa via Albuquerque nach Mesita):
Santa Rosa - Dilia - Los Montoyas - Romeroville - Bernal - Soham - Sands - Ilfeld - Rowe - Santa Fe - Pecos - Glorieta - Canoncito - Santa Fe - Santo Domingo - San Felipe - Algodones - Bernalillo - Alameda - Albuquerque - Armijo - Pajarito - Isleta - Bosque Farms - Los Lunas - Suwanee - Correo - Mesita.
Spätere Route (Santa Rosa nach Mesita):
Santa Rosa - Palma - Moriarty - Edgewood - Barton - Sedillo - Zuzax - Tijeras - Albuquerque - Correo - Mesita.
Route:
Mesita - Laguna - Budville - Cubero - San Fidel - Mc Cartys - Grants - Milan - Bluewater - Prewitt - Thoreau - Gallup - Manuelito.
Adrian
Adrian hat seinen Namen von einem der ersten Siedler hier, Adrian Cullen. Bereits 1900 plante man hier einen Bahnhof der Rock Island Railroad zu bauen, doch erst 1909 konnte die Strecke in dieser Region fertiggestellt werden. Überhaupt entwickelte sich Adrian recht schleppend. Knappes Wasser und eine große Dürreperiode hielten die Einwohnerzahl gering. Selbst in den 1940er Jahren, zur Glanzzeit der Route 66, soll es hier nur eine Tankstelle und ein Café gegeben haben. Und wenn man sich nicht an den letzten Strohhalm klammern würde, der geo-mathematische Mittelpunkt der Strecke zu sein, wäre Adrian heute sicher eine Geisterstadt.
The Antique Ranch / Brenda's Café in Adrian
Ursprünglich eine Autowerkstatt, wurde daraus nun ein Antiquitätenladen (mit vielen Route 66 Memorabilien) und einem richtigen texanischen Barbecue-Steak-Restaurant.
Bend Door Café & Trading Post in Adrian
Auf dem Gelände des einstigen Kozy Kottage Kamp wurde 1947 von Bob Harris die "Bent Door Café and Trading Post" aus Teilen eines alten Flughafentowers errichtet, der nach Beendigung des zweiten Weltkrieges nicht mehr benötigt wurde. Die ursprünglich zur Landebahn zeigenden Fenster sind leicht geneigt, dazu passend ebenso die Türe, was dem Gebäude einen sehr individuellen Look verleiht. Lange Zeit wurde es vernachlässigt, doch 2006 von Roy und Ramona Kiewert aufgekauft mit dem Ziel, es wieder zu einem Glanzstück herauszuputzen und vielleicht auch wieder einen Café-Betrieb aufzunehmen.
Midpoint in Adrian
Gute Nachrichten: Wenn man hier ist, ist man halbwegs da. Soll heißen, egal, aus welcher Richtung man die Route 66 befährt, hier hat man die Hälfte hinter sich gebracht. 1139 Meilen sollen es laut diesem großen Schild sowohl Richtung Chicago als auch Richtung Los Angeles sein. Durch zahlreiche Streckenänderungen, Ortsumfahrungen, Routenalternativen und dergleichen lässt sich die Angabe aber heute kaum mehr auf die Meile genau nachvollziehen.
Midpoint Café in Adrian
1928 wurde hier das "Zella's" von Zella Crim eröffnet, ein billiges Schnellrestaurant. In den 1960er Jahren wurde es an Dub Edmonds und Jess Fincher verkauft und in "Jesse's Café" umbenannt. Ein größeres Gebäude wurde errichtet, was noch heute in Betrieb ist. Der alte Komplex nebenan dient heute als Souvenirladen. In der Glanzzeit der Route 66 war das Café rund um die Uhr geöffnet. Heute ist es das längste ununterbrochen weiter geführte Café entlang der texanischen Route 66. 1992 übernahm Fran Houser das Café und serviert seitdem ihren hausgemachten "Ugly Crust Pie" (hässlicher Krustenkuchen). Ihr soll auch der Charakter "Flo" aus Disneys Animationsfilm "Cars" nachempfunden sein.
Glenrio
Als der Ort 1903 von der Rock Island and Gulf Railway gegründet wurde, nannte man ihn schlicht "Rock Island", bis er 1908 in Glenrio abgeändert wurde, abgeleitet von der schottischen Bezeichnung "Glen" für "kleines Tal" und dem spanischen "Rio" für "Fluss", obwohl es weder in einem Tal noch an einem Fluss liegt. Mitten durch Glenrio verläuft die Staatsgrenze zwischen New Mexico und Texas, was zu einigen Kuriositäten führte. Die Post (1935-1985) gehörte zwar zu New Mexico, wurde aber am Bahnhof auf texanischer Seite angeliefert und sortiert. Auf texanischer Seite gab es keine Bars, weil in diesem Teil Texas kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte, wohingegen die Tankstellen nur auf der texanischen Seite lagen wegen der höheren Benzinsteuer in New Mexico. Zudem verläuft hier die Zeitzonen-Grenze zwischen der Central Time (Texas) und Mountain Time (New Mexico). Obwohl nie mehr als 30 Menschen hier lebten, wurde bis 1934 sogar eine eigene Zeitung herausgegeben. Einzig während der Dreharbeiten zu "Die Früchte des Zorns" 1939 zählte der Ort wesentlich mehr "Einwohner". 1913 wurde der Ozark Trail von Amarillo Richtung Las Vegas erbaut, der später in die Route 66 integriert wurde. 1938 war die Straße komplett asphaltiert. In den 1950er Jahren wurde sie sogar in Glenrio noch vierspurig ausgebaut, mit großen Zementblöcken als Richtungstrenner, bevor 1955 der Untergang der Stadt mit Aufgabe der Eisenbahn eingeläutet wurde. 1973 folgte der endgültige Todesstoß, als die Interstate fertiggestellt war. Nach und nach wurden alle Betriebe geschlossen. Am längsten überlebte die Post. Sie wurde erst 1985 aufgegeben, als nur noch 2 Einwohner in der Stadt lebten. 2008 wurde an der Interstate das Glenrio Welcome Center eröffnet und für eine Million Besucher pro Jahr ausgelegt. Das wären 2739 pro Tag. In meinen Augen etwas sehr optimistisch.
Brownlee Diner / Little Juarez Café in Glenrio
Viele Diners wurden einst in ausrangierten Straßenbahnwagen und Speisewagen betrieben. Diese Form des Restaurants wurde schnell sehr populär. Meist war Platz für etwa 10 Gäste, so dass eine Person ausreichte, um sie zu betreiben. Die meisten Hersteller dieser Diners waren an der Ostküste beheimatet, bis Arthur Valentine sie in den 40er und 50er Jahren im ganzen Land vertrieb.
Das Little Juarez Café wurde 1952 errichtet. Obwohl es optisch den windschnittigen Valentine Diner gleicht, handelt es sich um einen Nachbau. Zum Café gehörte ferner eine Texaco Tankstelle.Es stand Pate für das Racing-Museum im Disney-Film "Cars".
First/Last Motel in Texas / Texas Longhorn Café in Clenrio
Das Courtyard Motel war bis 1976 geöffnet. Sein Werbeschild ist praktisch jedem Route 66 Reisenden ein Begriff. Richtung Westen konnte man einst die Worte lesen "Last Motel in Texas", währenddessen es Reisende Richtung Osten mit "First Motel in Texas" begrüßte.
Und in der Tat, es sind nur wenige Meter bis zur Grenze zu New Mexico. Zum Motel gehörte zudem das Texas Longhorn Café und eine Phillips 66 Tankstelle.
Endee
Das 1882 gegründete Endee hat seinen Namen schlicht von der ND Ranch erhalten und war eine echte Wild West Stadt, wo die Cowboys der Umgebung am Wochenende gerne Dampf abließen. Endee soll so wild gewesen sein, dass man erzählt, man hätte jeden Samstag bereits einen großen Graben ausgehoben, um alle Duell-Verlierer des anstehenden Abends begraben zu können.
Seit die Interstate Endee umfährt, ist die Stadt verlassen und vergessen.
Endee Motor Court in Endee
In großen Buchstaben werden die "modernen" sanitären Anlagen beworben, scheinbar aus einer Zeit, wo man noch hinter den Busch verschwand, denn Häuschen im Hinterhof sind wohl wirklich nicht mehr das, was man unter modern versteht. Wie lange also mag dieses Motel schon verlassen sein?
Brücke der Chicago, Rock Island & Pacific Railroad
Einst führte hier die Chicago, Rock Island and Pacific Railroad kurz Rock Island Railroad entlang. Neben ihrer Trasse wurde später die Route 66 erbaut, die in diesem Abschnitt sogar mal asphaltiert war, bis man die Fahrbahndecke wieder entfernte, um nicht für deren Unterhalt aufkommen zu müssen.
Bard
Bard wurde 1906 gegründet und wurde nicht mal 100 Jahre alt. Die ersten Jahre war es ein Anlaufpunkt für Cowboys am Wochenende, später ein kleiner unbedeutender Unterwegshalt entlang der Route 66.
Es sollen mal an die 200 Menschen hier gelebt haben, doch nach Eröffnung der Interstate reduzierten sie sich auf 10. Heute muss man schon aufpassen, nicht durch Bard durchgerauscht zu sein, bevor man anfing es zu suchen.
San Jon
San Jon (San Hoan ausgesprochen) wurde 1902 gegründet und als 1904 die Rock Island Railroad hier ankam, begann der Wachstum, der anhielt, bis 1981 die Interstate eröffnet wurde.
Einrichtungen wie Tankstellen und Restaurants wurden an die Ausfahrt der Interstate nördlich der Stadt verlagert, die noch längst nicht zur Geisterstadt geworden ist, auch wenn das Bild in der Stadtmitte anderes vermuten lässt. Die Nähe zu Tucumcari macht der Wirtschaft enorm zu schaffen, da viele Durchreisenden Tucumcari als Rastpunkt wählen.
Motel San Jon in San Jon
Route 66 Truck & Auto Service in San Jon
Tucumcari
1901 wurde hier von der Rock Island Railroad ein Camp für den Bautrupp errichtet, was nach zahlreichen Schießereien allgemein als "Six Shooter Siding" bekannt war. Mehrere Siedlungen zogen näher an die neue Eisenbahn und vergrößerten das Camp, das offiziell zuerst "Douglas", ab 1908 dann Tucumcari genannt wurde nach dem gleichnamigen Berg. Legenden zufolge rührt der Name von der unerfüllten Liebe zwischen Tocom und der Häuptlingstochter Kari, die ihren Angebeteten bei einem Duell um die Stammesführung verloren haben soll und sich danach selbst das Leben nahm. Der verzweifelte Ausruf des Häuptlings "Tocom, Kari" hallte von den Bergen wider, die nun als Symbol unerfüllter Liebe stehen. Andere Quellen sehen im Namen eine Abwandlung des Wortes "Aussicht" aus der Sprache des Comanche Stammes.
Tucumcari Tonite
Diese Reklametafeln sind keine Erfindung neuerer Zeit, sondern luden schon vor Jahrzehnten die Reisenden ein, die nächste Nacht in einem der 2000 Motelzimmern der Stadt zu verbringen (Tucumcari Tonite = heute Nacht Tucumcari)
Neonreklamen
Tucumcari hat über die Jahre seinen Charme der 1940er Jahre nicht verloren. In kaum einer anderen Stadt finden sich so viele leuchtende Neonschilder der zahlreichen Restaurants und Motels, die sich wie auf einer Perlenschnur entlang der Route 66 aufreihen. Hier eine kleine Auswahl:
- Pony Soldier Motel (Motel abgerissen, rechts der Straße, 1803 E Route 66)
- Ken's Ice Cream (links, 1804 E Route 66)
- Kiva Park RV (ex Rocking Horse Tourist Camp, links, 1416 E Route 66)
- Lasso Motel (Motel abgerissen, rechts)
- Cactus RV Park (links, 1316 E Route 66)
- Palomino Motel (rechts, 1215 E Route 66)
- Del's Restaurant (links, 1202 E Route 66)
- Apache Motel (links, 1106 E Route 66)
- Kix 66 Eatery (links, 1102 E Route 66)
- Golden Dragon Restaurant (links, 1006 E Route 66)
- Tee Pee Curios (links, 924 E Route 66)
- Economy Inn (ex Townhouse Motel, rechts, 901 E Route 66)
- Blue Swallow Motel (rechts, 815 E Route 66)
- Motel Safari (links, 722 E Route 66)
- Trails West Lounge (links, 508 E Route 66)
- Americana Motel (ex Star Motel, links, 406 E Route 66)
- Lacita Restaurant (links, 820 S 1st St)
- Thunderbird Lounge (rechts)
- Things (links, 920 W Tucumcari Blvd)
- Westerner Drive Inn (verfällt langsam, rechts, 1001 W Tucumcari Blvd)
- Backaroo Motel (rechts, 1315 W Tucumcari Blvd)
- Paradise Motel (links, 2202 W Tucumcari Blvd)
Apache Motel in Tucumcari
Die Neonreklame des Apache Motels gehört mit zu den vielen, für die Tucumcari so bekannt ist. Bis 2006 war der Hintergrund des Schildes Schwarz gewesen und auf der Rückseite des Motels befand sich eine wunderschöne Wandzeichnung. Beides wurde mit der Neueröffnung in jenem Jahr weiß gestrichen.
Tee Pee Curios in Tucumcari
Mike Callens wurde in Tucumcari geboren, wuchs aber in Südkalifornien auf. 1985 übernahm er zusammen mit seiner Frau Betty den Souvenirladen von seinem Onkel. Auffälligste Merkmale sind die bunte Neon-Reklame und das große Beton-Tipi, das in die Fassade eingearbeitet ist.
Ursprünglich war das Gebäude einmal eine Gulf-Tankstelle gewesen, deren Zapfsäulen der Straßenverbreiterung zum Opfer fielen.
Blue Swallow Motel in Tucumcari
Das Motel mit einer der schönsten Neonreklamen nahm 1939 seinen Betrieb auf. Geführt wurde es von einer echten Route 66 Legende, von Lillian Redman, die zuvor in den berühmten Harvey Häusern der Santa Fe arbeitete. 1998 wurde es von Hilda und Dale Bakke übernommen.
Ohne Zweifel stammt das Motel mit der blauen Schwalbe (Blue Swallow) noch aus einer Zeit, als man noch mit richtigen Straßenkreuzern reiste und Motels individuell und nicht von der Stange wie heutige Kettenmotels waren. Beispielsweise verfügt jedes Zimmer über eine eigene Autogarage. Eigentlich ein Muss für jeden Route 66 Reisenden, hier zu nächtigen
Safari Motel in Tucumcari
Dieses herrliche Retro-Design Motel wurde 1959 als Best Western eröffnet. 1962 wurde die typische Krone des Best Western vom Reklameschild entfernt und das Kamel hinzugefügt. Angeblich soll es in der Region um Tucumcari einmal wilde Kamele gegeben haben, die von ersten Erkundungstrupps in die Region im 18. Jahrhundert zurückgelassen wurden.
Tucumcari Historical Museum in Tucumcari
Das Museum ist im Schulgebäude aus dem Jahre 1903 untergebracht und stellt eine Sammlung von einfach alten Sachen aus, wobei die ältesten Artefakte von weit vor Beginn unserer Zeitrechnung stammen, die "neueren" aus der Zeit der Cowboys und Indianer.
La Cita Restaurant in Tucumcari
Das Restaurant, was sich auf mexikanische Küche spezialisiert hat, wurde 1961 eröffnet und ist durch den Sombrero über der Eingangstür unübersehbar, auch wenn er auf Bildern größer wirkt als in der Realität.
Es ist das letzte Überlebende einer ehemaligen Kette von "Sombrero" Restaurants.
Odeon Theater in Tucumcari
Das hübsche Theater in Tucumcaris Innenstadt liegt abseits der Route 66 und wurde 1936 im art-deco Stil erbaut und dient noch heute der Filmvorführung. 2007 wurde es der Liste der Nationalen Denkmälern hinzugefügt.
Überreste des Vorenburg Hotels in Tucumcari
Das Vorenburg Hotel wurde in den 1970er Jahren durch ein Feuer zerstört. Jedoch blieben die Steinbögen erhalten, die einst die Außenfassade im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes bildeten
Rock Island Train Depot / Tucumcari Railroad Museum in Tucumcari
Der wunderschöne Bahnhof wurde 2011 eine neue Funktion zuteil: Seitdem ist hier das Tucumcari Railway Museum beheimatet. Aber selbst, wer sich nicht für Eisenbahnen interessiert, kann sich immer noch an der schönen Fassade im spanischen Baustil erfreuen.
Buckaroo Motel in Tucumcari
Seit 1952 empfängt dieses Motel Reisende, die sich von einem Tag hinterm Lenkrad erholen möchten. Buckaroo bedeutet im Amerikanischen u. A. Cowboy, wie man ihn auf der schönen Neon-Reklame am westlichen Ortseingang auf einem wilden Pferd reiten sehen kann.
Paradise Motel in Tucumcari
Das Paradise Motel wurde in den 1950er Jahren eröffnet mit einem damals weit verbreiteten Motiv für Reklameschilder, einer Frau, die in einen Pool springt. Als der Pool zugeschüttet wurde, änderte man das Schild. Die Silhouette des Pools mit dem Spritzwasser adaptierte man und stellte die beiden Indianer Tocom und Kari nach. 2003 wurde das Schild restauriert. Die beiden Indianer findet man nun im Vorgarten, wohingegen das Schild wieder den ursprünglichen Pool zeigt.
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