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/ Route 66 by E-Bike / From Chicago to Santa Monica
22. Etappe 31.05.2019 / Mc Lean - Amarillo / 138 km, 528 Höhenmeter
Wetter: Blauer geht's nicht, ab Mittag einige dicke grosse Wolken, aber immer noch blau, mässiger Wind, ab 90 km ca. 25 km/h Gegenwind, 10 Grad beim Start um 06.30, Höchsttemperatur 27 Grad in Amarillo
Aufgrund der langen geplanten Etappe 110 Kilometer nach Amarillo mit vielen Höhenmeter nahmen wir die Etappe bereits um 06.30 unter die Räder, gleich mit dem Sonnenaufgang und natürlich mussten wir uns nach dem Serviettenraub früh aus dem Staub machen. Die ersten 24 Kilometer bei äusserst kühlen Temperaturen verliefen unbeschwert und mit viel Gesang meinerseits, und der Vorfreude auf Amarillo 😊. Passend zudem am Wegesrand in der Morgendämmerung ein einsames Pferd, das im hohen Gras steht. Wunderschön.
Route 66 Sehenswürdigkeiten waren auf dieser Etappe selten. In Alanreed gab es eine Conoco Tankstelle und ringsum einige verfallene Häuser zu sehen. Zudem war die Landschaft und die Weite wiederum wooow. Die Felder sind so gross, dass man die Länge und die Breite nicht sehen kann. Wenn man in die Weite schaut ist der Horizont so unglaublich weit weg, wie wenn man über das Meer schaut. Die Bewässerungsanlagen sind gigantisch und wir haben Windenergieanlagen mit tausenden von Windrädern gesehen.
Doch dann fing die Odyssee dieser Etappe an. Rolis Navigation bringt uns an Orte von der Route 66, die man nur mit dem Fahrrad oder zu Fuss erreicht. So standen wir plötzlich vor einem Schild, Dead End, Not Route 66. Richtige Männer ignorieren so was erstmal und fahren weiter. Mit dem Spruch, die werden uns wohl schon nicht erschiessen, gings los.
Nach ein paar 100 Metern ging die Strasse bereits in einen mühsamen Feldweg über, aber ich hatte mit Trapper-Roli ja einen exzellenten Fährtenleser dabei. Mit der Bemerkung, da sind ja schon Velos durch, überzeugte er mich restlos. Die Frau von der Navigation sprach etwas von fahren sie geradeaus und so fuhren wir mal 3 Kilometer in die Prärie hinaus. Als das Navigationsgerät sagte: «Biegen sie nach rechts ab, es aber rechts gar keinen Weg mehr gab, wurde ich etwas stutzig. Na ja, richtige Männer fahren auch ohne Weg weiter, wenn es die Navigation sagt und der Trapper bog nach rechts ab.
So fuhren wir in das Steppengras, wurden danach aber jäh von einem Stacheldraht-Zaun gestoppt. Kehren, zurück auf die noch knapp zu sehende Spur, den Weg noch ein wenig weiter und schon standen wir an einem Wasserloch und weiter gings ganz einfach nicht mehr. Die linke flache Hand an die Stirne geführt, in die Pampa geschaut und richtige Männer sagen in solchen Situationen nicht mehr viel, nur noch kurz: «Umkehren ist die Lösung 😊». Die Route 66 führte damals wirklich da durch, das ist kein Witz und viele Autos blieben da im Sumpf stecken. (Schaut euch die Fotos ab dem Schild an).
Also zurück und wir mussten irgendwie auf die Autobahn kommen. Was machen, wenn man auf der falschen Seite der Autobahn ist? Und dazu in der Mitte der Autobahn ein 1 Meter hoher Zaun ist und die nächste Autobahnbrücke sicher 10 Kilometer entfernt ist (ausser der Autobahn gab es keine andere Strasse mehr). Richtig! Richtige Männer planen nun. Durch 20 Meter Steppengrass bis zur Autobahn, Gepäck abladen, Gepäck über die Autobahn bringen und in der Mitte hinter dem Zaun deponieren, das gleiche mit den Velos und dann hinüber auf die andere Seite. Geplant, und auf gings, gut war der Verkehr nicht so stark und bald hatten wir, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hürde genommen.
Wir blieben erst mal auf der Autobahn, sicher ist sicher, und vor Groom verliessen wir sie wieder. Danach den navigierten Weg eingeschlagen und in Conway sahen wir noch die VW Bug Ranch mit den eingegrabenen VW Käfer.
Auf der Etappe fuhren wir ja immer aufwärts, nicht steil, aber stetig. So kann man nie die Beine hängen lassen und zudem war die Länge so, dass man immer auf der untersten Unterstützungsstufe fahren mussten, damit der Strom nicht ausgeht. Mit dem Umweg hatten wir zudem schon fast die eingeplanten Reserven aufgebraucht.
Etwa 30 Kilometer vor dem Ziel wollte uns das Navi nach links abbiegen lassen, wieder eine nicht befestigte Strasse. Das Risiko gingen wir nicht ein, obwohl im Nachhinein, das die richtige Spur gewesen wäre. Wiederum Dead End nach 2 Kilometern, wiederum mit allem Drum und Dran die Autobahn zu Fuss queren und wiederum die Fahrt auf der Autobahn fortsetzen. Diesmal mussten wir wenigsten das Gepäck nicht abnehmen.
Danach weiter auf der Autobahn und ca. 15 Kilometer vor Amarillo sagte das Navi, ab der Autobahn. Ich sagte zu Roli noch, die führt doch nach Amarillo, er verneinte dies und nun machten wir noch einen grossen Bogen (wie sich im Nachhinein herausstellte) ins Nirwana um Amarillo ☹. Zusätzliche Kilometer wurden gebolzt und zum Schluss kamen wir nach 138 Kilometern und über 7 Stunden reiner Sattelzeit im gebuchten Motel Baymont Inn an. Wir sind jetzt auf knapp 1100 Metern und es war wirklich eine äusserst anstrengende Etappe und ich bin richtig platt. Gut haben wir morgen einen Ruhetag und ich werde mit Hinblick auf das was kommt, so richtig relaxen und Körperpflege betreiben.
Wenn ihr mich fragen möchtet, wie es meinem Gesäss geht? Fragt lieber nicht 😊. Trotzdem war Amarillo eine Reise wert. Schalallalalalala ….
Ps: Bei der Einfahrt zum Motel hatte ich noch für 2 Kilometer Strom, gut getimt! Wir haben bereits über 2000 Kilometer gestrampelt und wir verlassen die wunderschöne Prärie von Texas bald wieder.
Streckenführung durch Texas
Folgende Ortschaften durchquert man auf der Route 66 durch Texas
Shamrock – Lela – Mc Lean – Alanreed – Groom – Conway – Amarillo – Cadillac Ranch – Vega – Adrian – Gruhlkey – Glenrio
In Texas führt die komplette Route 66 parallel zur Interstate I-40. Streckenführung in Texas Texola - Shamrock - Lela - McLean - Alanreed - Jericho - Boydston - Groom - Conway - Yarnall - Washburn - Amarillo - "Cadillac Ranch" - Bushland - Wildorado - Vega - Landergin - Adrian - Gruhlkey - Glenrio.
Bundesstaat Texas
Texas ist ein Bundesstaat im zentralen Süden der Vereinigten Staaten von Amerika. Texas hat den Beinamen „Lone Star State“ (Einsamer-Stern-Staat). Hintergrund dieser Bezeichnung: Texas ist neben Vermont der einzige US-Staat, der vor seiner Zugehörigkeit zu den USA eine unabhängige Republik war. Texas hat von allen US-Bundesstaaten nach Alaska die zweitgrößte Fläche und nach Kalifornien die zweitgrößte Bevölkerungszahl. Mit seinen 254 Countys hat Texas auch die meisten Countys der USA. Klima und Geographie: Texas lässt sich in drei verschiedene Klimazonen unterteilen. Von der Küste im Süden aus erstreckt sich 50 bis 100 km landeinwärts ein relativ flaches Gebiet, das zum Teil sehr fruchtbar und für den Anbau von Baumwolle, Zuckerrohr und stellenweise auch Reis vorzüglich geeignet ist. Dahinter erhebt sich ein wellenförmiges hügeliges Land, welches, bis 320 km breit, den ganzen Nordosten des Staats umfasst und Grossteils von Prärien bedeckt ist. Der nordwestliche Teil des Staatsgebiets ist Berg- und Hochland und besteht zum Teil aus einem 1.300 m hohen wüsten Sandsteinplateau. Der Norden ist sehr fruchtbar und wird noch heute für die Viehzucht genutzt.
Länge der Route 66 in Texas: 201 Meilen (324 km)
Texas wird in seinem nördlichen Teil (panhandle = "Pfannenstil") quer von Ost nach West (oder umgekehrt) durchfahren. Größere Erhebungen sucht man in diesem Teil vergeblich: flache, weite Ebenen und ein konstanter Wind ist unser Begleiter. Und trotz riesiger Felder von Windkraftanlagen riecht man durchaus wo man sich befindet: der Geruch nach Öl ist über weite Strecken unverkennbar.
Insiderwissen:
Alanreed
1884 verkaufte die Clarendon Land and Cattle Company Grundstücke, um eine neue Stadt zu errichten, nur konnte man sich anfangs auf keinen Namen einigen. So hieß die Siedlung dann Springtown, Spring Tank, Prairie Dog Town und Gouge Eye (engl. für "ausgestochenes Auge", nach einer einträchtigen Saloon-Schlägerei). Letztendlich setzte sich 1900 die Choctaw, Oklahoma and Texas Railroad durch und benannte die Siedlung nach den Partnern in deren Landvergabegesellschaft, Alan und Reed. Die Stadt boomte. 1901 wurde die erste Schule erbaut und 1912 durch einen größeren zweigeschossigen Bau ersetzt. 1902 wurde die Poststation vom 5 Meilen nördlich gelegenen Eldridge hierher verlegt (von Eldridge selbst ist heute nur noch der Friedhof vorhanden). 1903 wurde die Rock Island Railroad fertiggestellt und 1904 die erste Kirche erbaut, die heute die älteste Kirche an der Route 66 in Texas ist. 1917 verfügten sogar die meisten Haushalte über einen Telefonanschluss. Mit Beginn des Öl-Booms in 1927 und der Eröffnung der Route 66 erreichte die Stadt mit etwa 500 Einwohnern ihren Höhepunkt. Die große Depression setzte der Stadt schwer zu. Das ortsansässige Hotel und die Bank wurden bereits 1929 geschlossen und mehrere Schulen der Region zusammengelegt. Bereits 1933 war die Bevölkerung auf 150 Einwohner zurückgegangen - also anders als in anderen Orten entlang der Route 66 nicht erst mit dem Bau der Interstate.
Bradley Kiser Super 66 Service Station in Alanreed
1930 eröffnete diese Tankstelle in einer aufstrebenden Gemeinde, als in diesem Teil von Texas Öl gefunden wurde. Die Ortschaften wuchsen, doch der Segen hielt nicht lange an.
Alanreed Church in Alanreed
Die Kirche wurde 1904 errichtet und gilt als älteste entlang der Route 66.
Jerichos
Jerichos Geschichte beginnt in den 1880er Jahren als Rastplatz entlang der Postkutschenlinie von Clarendin nach Mobeetie. 1894 wird bereits der Friedhof angelegt, als eine Malaria-Epidemie ausbrach. Mit dem Bau des Bahnhofs und der Post 1902 wurde die Stadt offiziell gegründet und nach dem biblischen Ort in Palästina benannt. Zweifelhafte Berühmtheit errang der Ort, als die Route 66 eröffnet wurde. Es galt eine 18 Meilen lange Schlammpiste zwischen Alanreed und Groom zu überwinden, dem sogenannten Jericho Gap. Immer wieder fuhren sich Fahrzeuge in der vom Regen aufgeweichten Straße fest und mussten von Bauern herausgezogen werden, die sich so ein nettes Zubrot verdienten. Gerüchten nach zu urteilen sollen sie sogar nachts selbst Wasser auf die Straße geleitet haben, um sich ihre Einnahmen zu erhöhen. Selbst nachdem bereits in den 1930er Jahren die Route 66 etwa eine halbe Meile nach Norden verlegt und asphaltiert wurde, hielten sich die Gerüchte, Ängste und Panik vor dem berüchtigten Jericho Gap noch Jahrzehnte. Die Stadt sah ihren Höhepunkt 1930, als etwa 100 Menschen hier lebten. Es gab 3 Gemischtwarenläden, eine Tankstelle und ein Tourismuszentrum. Heute ist Jericho eine Geisterstadt. Was noch von ihr übrig ist, zieht sich entlang der heutigen County Road B. Die Überreste des Jericho Gaps liegen heute auf Privatland und sind nicht mehr zugänglich.
Groom
Colonel B.B. Groom pachtete 1882 an die 2400km² Weideland und war maßgeblich an der Gründung der Francklyn Land and Cattle Company beteiligt. Er ließ Brunnen bohren, um das Land künstlich zu bewässern, doch sein unersättlicher Expansionsdrang ließ die Gesellschaft 1886 bankrott werden. Dennoch war die Gegend Jahrzehnte lang als "Groom Pasture" (zu dt. Groom Weideland) bekannt, so dass der Name 1902 auch für die Siedlung übernommen wurde, als die Rock Island and Gulf Railway hier ankam. Der Hauptwirtschaftszweig war die Viehzucht. Als die Route 66 gebaut wurde, entwickelte sich eine weitere Einnahmequelle, nämlich gestrandete Fahrzeuge aus dem Schlamm des Jericho Gap zu ziehen. Alle westwärts fahrende Reisende atmeten erleichtert auf, wenn sie Groom heile erreichten. Sie waren die Helden, die nun mit ihrer Geschichte prahlen konnten, während ostwärts fahrende das Schlimmste noch vor sich hatten.
Schiefer Wasserturm von Britten's Truck Stop / Tower Restaurant in Groom
Ralph Britten kaufte einen ausgedienten Wasserturm, lehnte ihn etwa 10° zur Seite (angeblich eine Wette, dass er es nicht schafft, ihn soweit geneigt aufzustellen) und nutzte ihn als Aushängeschild für seinen Truck Stop. Seine Strategie ging auf. Viele Reisende hielten an, um sich nach dem Grund für die Schräglage des Turms zu erkunden.
Giant Cross / Groom Cross in Groom
Das 58 Meter hohe Kreuz wurde 1995 von Steve Thomas erbaut, der sich über die vielen pornografischen Anzeigetafeln entlang der Interstate mokierte. Zuerst wollte er selbst Anzeigen mit Bibelversen aufstellen, jedoch fand er keinen passenden Vers. Groom beansprucht des Öfteren, es habe damit das größte Kreuz der nördlichen Hemisphäre, jedoch sind beispielsweise das Kreuz in Valle de los Caidos (Spanien) oder das der Mission Nombre De Dios in St. Augustine, Florida, höher.
Conway
Der Ort wurde bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründet und begann seine kurze Wachstumsphase mit Erreichen der Eisenbahn 1903. Seinen Namen bekam er von H.B. Conway, einem ehemaligen Landesbeauftragten. Bereits 1892 wurde hier die erste Schule im Texas-Panhandle erbaut, doch kam der Ort nie über etwa 200 Einwohner hinaus. Die Post bediente den Ort von 1907 bis 1976, der nun seiner beiden Wachstumsquellen beraubt ist: Der Eisenbahn und der Route 66.
VW Bug Ranch / Longhorn Trading Post in Conway
1967 eröffnete die Familie Crutchfield einen Snack- und Trödelladen im blühenden Conway. Zur Jahrtausendwende war vom Ort schon nichts mehr zu sehen und man profitierte noch von der Lage an der Landstraße 207, die hier die Interstate kreuzt. Um gegen große Ketten wie Love's ankommen zu können, installierte die Familie 2002 die Bug Ranch. Inspiriert vom bekannten "großen Bruder", der Cadillac Ranch, sind hier 5 VW Käfer ("Bugs") kopfüber in den Wüstensand gesteckt worden.
Leider konnte nicht genügend Aufmerksamkeit erregt werden, so dass die Longhorn Trading Post bereits ein Jahr später schließen musste.
Amarillo
Vor der Gründung der Stadt dominierten Ranchen, die um das Jahr 1885 (unter anderem die XIT Ranch und die heute noch bestehende JA Ranch) entstanden, das Gebiet. Die Stadt Amarillo wurde im Jahre 1887 als Eisenbahncamp im Zuge des Baus der Strecke durch den Texas Panhandle gegründet. Ursprünglich war ihr Name Oneida. Der Name Amarillo kommt aus dem Spanischen und bedeutet „gelb“, von der Farbe der gelben Wiesenblumen, die in der Umgebung wachsen. Er könnte aber auch vom gelben Sand um den Amarillo Lake oder den Amarillo Creek herrühren. Die Stadt entwickelte sich in den folgenden Jahren schnell zum wichtigen Verladebahnhof für Rinder aus der Region. Im Jahr 1918 wurde in der Umgebung der Stadt Gas und im Jahr 1921 Erdöl gefunden, was dafür sorgte, dass sich Öl- und Gasgesellschaften hier ansiedelten
Big Texan Steak Ranch in Amarillo
Hier gibt es das berühmte 2kg Steak: Wer es schafft, dies innerhalb von 60 Minuten zu verdrücken, bekommt es gratis. Auf Wunsch wird man auch kostenlos mit einer Longhorn-Limousine von seinem Hotel abgeholt.
Sidetrips:
Wellington (TX)
Die Fahrt 25 Meilen südlich von Shamrock lohnen sich vielleicht für den einen oder anderen. Hier steht ein "Ozark Trail Marker", einer von sieben erhaltenen Marksteinen (Obelisk), welche den Siedlern früher die historische Route nach Westen angezeigt haben. Das Ozark-Plateau oder auch "Ozark-Gebirge" ist eine Hochebene in den zentralen Vereinigten Staaten.
Palo Duro Canyon
15 Meilen südlich von Amarillo befindet sich der Palo Duro State Park. Der “Grand Canyon of Texas” ist der zweitgrößte Canyon der Vereinigten Staaten – 194 km lang, 10-32 km breit und 243 m tief. Der Palo Duro ist mit dem Auto befahrbar. Die meisten Trails führen zu dem berühmten “Lighthouse Rock”, einer 22 m hoch aufragenden Felsformation
Wetter: Blauer geht's nicht, ab Mittag einige dicke grosse Wolken, aber immer noch blau, mässiger Wind, ab 90 km ca. 25 km/h Gegenwind, 10 Grad beim Start um 06.30, Höchsttemperatur 27 Grad in Amarillo
Aufgrund der langen geplanten Etappe 110 Kilometer nach Amarillo mit vielen Höhenmeter nahmen wir die Etappe bereits um 06.30 unter die Räder, gleich mit dem Sonnenaufgang und natürlich mussten wir uns nach dem Serviettenraub früh aus dem Staub machen. Die ersten 24 Kilometer bei äusserst kühlen Temperaturen verliefen unbeschwert und mit viel Gesang meinerseits, und der Vorfreude auf Amarillo 😊. Passend zudem am Wegesrand in der Morgendämmerung ein einsames Pferd, das im hohen Gras steht. Wunderschön.
Route 66 Sehenswürdigkeiten waren auf dieser Etappe selten. In Alanreed gab es eine Conoco Tankstelle und ringsum einige verfallene Häuser zu sehen. Zudem war die Landschaft und die Weite wiederum wooow. Die Felder sind so gross, dass man die Länge und die Breite nicht sehen kann. Wenn man in die Weite schaut ist der Horizont so unglaublich weit weg, wie wenn man über das Meer schaut. Die Bewässerungsanlagen sind gigantisch und wir haben Windenergieanlagen mit tausenden von Windrädern gesehen.
Doch dann fing die Odyssee dieser Etappe an. Rolis Navigation bringt uns an Orte von der Route 66, die man nur mit dem Fahrrad oder zu Fuss erreicht. So standen wir plötzlich vor einem Schild, Dead End, Not Route 66. Richtige Männer ignorieren so was erstmal und fahren weiter. Mit dem Spruch, die werden uns wohl schon nicht erschiessen, gings los.
Nach ein paar 100 Metern ging die Strasse bereits in einen mühsamen Feldweg über, aber ich hatte mit Trapper-Roli ja einen exzellenten Fährtenleser dabei. Mit der Bemerkung, da sind ja schon Velos durch, überzeugte er mich restlos. Die Frau von der Navigation sprach etwas von fahren sie geradeaus und so fuhren wir mal 3 Kilometer in die Prärie hinaus. Als das Navigationsgerät sagte: «Biegen sie nach rechts ab, es aber rechts gar keinen Weg mehr gab, wurde ich etwas stutzig. Na ja, richtige Männer fahren auch ohne Weg weiter, wenn es die Navigation sagt und der Trapper bog nach rechts ab.
So fuhren wir in das Steppengras, wurden danach aber jäh von einem Stacheldraht-Zaun gestoppt. Kehren, zurück auf die noch knapp zu sehende Spur, den Weg noch ein wenig weiter und schon standen wir an einem Wasserloch und weiter gings ganz einfach nicht mehr. Die linke flache Hand an die Stirne geführt, in die Pampa geschaut und richtige Männer sagen in solchen Situationen nicht mehr viel, nur noch kurz: «Umkehren ist die Lösung 😊». Die Route 66 führte damals wirklich da durch, das ist kein Witz und viele Autos blieben da im Sumpf stecken. (Schaut euch die Fotos ab dem Schild an).
Also zurück und wir mussten irgendwie auf die Autobahn kommen. Was machen, wenn man auf der falschen Seite der Autobahn ist? Und dazu in der Mitte der Autobahn ein 1 Meter hoher Zaun ist und die nächste Autobahnbrücke sicher 10 Kilometer entfernt ist (ausser der Autobahn gab es keine andere Strasse mehr). Richtig! Richtige Männer planen nun. Durch 20 Meter Steppengrass bis zur Autobahn, Gepäck abladen, Gepäck über die Autobahn bringen und in der Mitte hinter dem Zaun deponieren, das gleiche mit den Velos und dann hinüber auf die andere Seite. Geplant, und auf gings, gut war der Verkehr nicht so stark und bald hatten wir, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hürde genommen.
Wir blieben erst mal auf der Autobahn, sicher ist sicher, und vor Groom verliessen wir sie wieder. Danach den navigierten Weg eingeschlagen und in Conway sahen wir noch die VW Bug Ranch mit den eingegrabenen VW Käfer.
Auf der Etappe fuhren wir ja immer aufwärts, nicht steil, aber stetig. So kann man nie die Beine hängen lassen und zudem war die Länge so, dass man immer auf der untersten Unterstützungsstufe fahren mussten, damit der Strom nicht ausgeht. Mit dem Umweg hatten wir zudem schon fast die eingeplanten Reserven aufgebraucht.
Etwa 30 Kilometer vor dem Ziel wollte uns das Navi nach links abbiegen lassen, wieder eine nicht befestigte Strasse. Das Risiko gingen wir nicht ein, obwohl im Nachhinein, das die richtige Spur gewesen wäre. Wiederum Dead End nach 2 Kilometern, wiederum mit allem Drum und Dran die Autobahn zu Fuss queren und wiederum die Fahrt auf der Autobahn fortsetzen. Diesmal mussten wir wenigsten das Gepäck nicht abnehmen.
Danach weiter auf der Autobahn und ca. 15 Kilometer vor Amarillo sagte das Navi, ab der Autobahn. Ich sagte zu Roli noch, die führt doch nach Amarillo, er verneinte dies und nun machten wir noch einen grossen Bogen (wie sich im Nachhinein herausstellte) ins Nirwana um Amarillo ☹. Zusätzliche Kilometer wurden gebolzt und zum Schluss kamen wir nach 138 Kilometern und über 7 Stunden reiner Sattelzeit im gebuchten Motel Baymont Inn an. Wir sind jetzt auf knapp 1100 Metern und es war wirklich eine äusserst anstrengende Etappe und ich bin richtig platt. Gut haben wir morgen einen Ruhetag und ich werde mit Hinblick auf das was kommt, so richtig relaxen und Körperpflege betreiben.
Wenn ihr mich fragen möchtet, wie es meinem Gesäss geht? Fragt lieber nicht 😊. Trotzdem war Amarillo eine Reise wert. Schalallalalalala ….
Ps: Bei der Einfahrt zum Motel hatte ich noch für 2 Kilometer Strom, gut getimt! Wir haben bereits über 2000 Kilometer gestrampelt und wir verlassen die wunderschöne Prärie von Texas bald wieder.
Streckenführung durch Texas
Folgende Ortschaften durchquert man auf der Route 66 durch Texas
Shamrock – Lela – Mc Lean – Alanreed – Groom – Conway – Amarillo – Cadillac Ranch – Vega – Adrian – Gruhlkey – Glenrio
In Texas führt die komplette Route 66 parallel zur Interstate I-40. Streckenführung in Texas Texola - Shamrock - Lela - McLean - Alanreed - Jericho - Boydston - Groom - Conway - Yarnall - Washburn - Amarillo - "Cadillac Ranch" - Bushland - Wildorado - Vega - Landergin - Adrian - Gruhlkey - Glenrio.
Bundesstaat Texas
Texas ist ein Bundesstaat im zentralen Süden der Vereinigten Staaten von Amerika. Texas hat den Beinamen „Lone Star State“ (Einsamer-Stern-Staat). Hintergrund dieser Bezeichnung: Texas ist neben Vermont der einzige US-Staat, der vor seiner Zugehörigkeit zu den USA eine unabhängige Republik war. Texas hat von allen US-Bundesstaaten nach Alaska die zweitgrößte Fläche und nach Kalifornien die zweitgrößte Bevölkerungszahl. Mit seinen 254 Countys hat Texas auch die meisten Countys der USA. Klima und Geographie: Texas lässt sich in drei verschiedene Klimazonen unterteilen. Von der Küste im Süden aus erstreckt sich 50 bis 100 km landeinwärts ein relativ flaches Gebiet, das zum Teil sehr fruchtbar und für den Anbau von Baumwolle, Zuckerrohr und stellenweise auch Reis vorzüglich geeignet ist. Dahinter erhebt sich ein wellenförmiges hügeliges Land, welches, bis 320 km breit, den ganzen Nordosten des Staats umfasst und Grossteils von Prärien bedeckt ist. Der nordwestliche Teil des Staatsgebiets ist Berg- und Hochland und besteht zum Teil aus einem 1.300 m hohen wüsten Sandsteinplateau. Der Norden ist sehr fruchtbar und wird noch heute für die Viehzucht genutzt.
Länge der Route 66 in Texas: 201 Meilen (324 km)
Texas wird in seinem nördlichen Teil (panhandle = "Pfannenstil") quer von Ost nach West (oder umgekehrt) durchfahren. Größere Erhebungen sucht man in diesem Teil vergeblich: flache, weite Ebenen und ein konstanter Wind ist unser Begleiter. Und trotz riesiger Felder von Windkraftanlagen riecht man durchaus wo man sich befindet: der Geruch nach Öl ist über weite Strecken unverkennbar.
Insiderwissen:
Alanreed
1884 verkaufte die Clarendon Land and Cattle Company Grundstücke, um eine neue Stadt zu errichten, nur konnte man sich anfangs auf keinen Namen einigen. So hieß die Siedlung dann Springtown, Spring Tank, Prairie Dog Town und Gouge Eye (engl. für "ausgestochenes Auge", nach einer einträchtigen Saloon-Schlägerei). Letztendlich setzte sich 1900 die Choctaw, Oklahoma and Texas Railroad durch und benannte die Siedlung nach den Partnern in deren Landvergabegesellschaft, Alan und Reed. Die Stadt boomte. 1901 wurde die erste Schule erbaut und 1912 durch einen größeren zweigeschossigen Bau ersetzt. 1902 wurde die Poststation vom 5 Meilen nördlich gelegenen Eldridge hierher verlegt (von Eldridge selbst ist heute nur noch der Friedhof vorhanden). 1903 wurde die Rock Island Railroad fertiggestellt und 1904 die erste Kirche erbaut, die heute die älteste Kirche an der Route 66 in Texas ist. 1917 verfügten sogar die meisten Haushalte über einen Telefonanschluss. Mit Beginn des Öl-Booms in 1927 und der Eröffnung der Route 66 erreichte die Stadt mit etwa 500 Einwohnern ihren Höhepunkt. Die große Depression setzte der Stadt schwer zu. Das ortsansässige Hotel und die Bank wurden bereits 1929 geschlossen und mehrere Schulen der Region zusammengelegt. Bereits 1933 war die Bevölkerung auf 150 Einwohner zurückgegangen - also anders als in anderen Orten entlang der Route 66 nicht erst mit dem Bau der Interstate.
Bradley Kiser Super 66 Service Station in Alanreed
1930 eröffnete diese Tankstelle in einer aufstrebenden Gemeinde, als in diesem Teil von Texas Öl gefunden wurde. Die Ortschaften wuchsen, doch der Segen hielt nicht lange an.
Alanreed Church in Alanreed
Die Kirche wurde 1904 errichtet und gilt als älteste entlang der Route 66.
Jerichos
Jerichos Geschichte beginnt in den 1880er Jahren als Rastplatz entlang der Postkutschenlinie von Clarendin nach Mobeetie. 1894 wird bereits der Friedhof angelegt, als eine Malaria-Epidemie ausbrach. Mit dem Bau des Bahnhofs und der Post 1902 wurde die Stadt offiziell gegründet und nach dem biblischen Ort in Palästina benannt. Zweifelhafte Berühmtheit errang der Ort, als die Route 66 eröffnet wurde. Es galt eine 18 Meilen lange Schlammpiste zwischen Alanreed und Groom zu überwinden, dem sogenannten Jericho Gap. Immer wieder fuhren sich Fahrzeuge in der vom Regen aufgeweichten Straße fest und mussten von Bauern herausgezogen werden, die sich so ein nettes Zubrot verdienten. Gerüchten nach zu urteilen sollen sie sogar nachts selbst Wasser auf die Straße geleitet haben, um sich ihre Einnahmen zu erhöhen. Selbst nachdem bereits in den 1930er Jahren die Route 66 etwa eine halbe Meile nach Norden verlegt und asphaltiert wurde, hielten sich die Gerüchte, Ängste und Panik vor dem berüchtigten Jericho Gap noch Jahrzehnte. Die Stadt sah ihren Höhepunkt 1930, als etwa 100 Menschen hier lebten. Es gab 3 Gemischtwarenläden, eine Tankstelle und ein Tourismuszentrum. Heute ist Jericho eine Geisterstadt. Was noch von ihr übrig ist, zieht sich entlang der heutigen County Road B. Die Überreste des Jericho Gaps liegen heute auf Privatland und sind nicht mehr zugänglich.
Groom
Colonel B.B. Groom pachtete 1882 an die 2400km² Weideland und war maßgeblich an der Gründung der Francklyn Land and Cattle Company beteiligt. Er ließ Brunnen bohren, um das Land künstlich zu bewässern, doch sein unersättlicher Expansionsdrang ließ die Gesellschaft 1886 bankrott werden. Dennoch war die Gegend Jahrzehnte lang als "Groom Pasture" (zu dt. Groom Weideland) bekannt, so dass der Name 1902 auch für die Siedlung übernommen wurde, als die Rock Island and Gulf Railway hier ankam. Der Hauptwirtschaftszweig war die Viehzucht. Als die Route 66 gebaut wurde, entwickelte sich eine weitere Einnahmequelle, nämlich gestrandete Fahrzeuge aus dem Schlamm des Jericho Gap zu ziehen. Alle westwärts fahrende Reisende atmeten erleichtert auf, wenn sie Groom heile erreichten. Sie waren die Helden, die nun mit ihrer Geschichte prahlen konnten, während ostwärts fahrende das Schlimmste noch vor sich hatten.
Schiefer Wasserturm von Britten's Truck Stop / Tower Restaurant in Groom
Ralph Britten kaufte einen ausgedienten Wasserturm, lehnte ihn etwa 10° zur Seite (angeblich eine Wette, dass er es nicht schafft, ihn soweit geneigt aufzustellen) und nutzte ihn als Aushängeschild für seinen Truck Stop. Seine Strategie ging auf. Viele Reisende hielten an, um sich nach dem Grund für die Schräglage des Turms zu erkunden.
Giant Cross / Groom Cross in Groom
Das 58 Meter hohe Kreuz wurde 1995 von Steve Thomas erbaut, der sich über die vielen pornografischen Anzeigetafeln entlang der Interstate mokierte. Zuerst wollte er selbst Anzeigen mit Bibelversen aufstellen, jedoch fand er keinen passenden Vers. Groom beansprucht des Öfteren, es habe damit das größte Kreuz der nördlichen Hemisphäre, jedoch sind beispielsweise das Kreuz in Valle de los Caidos (Spanien) oder das der Mission Nombre De Dios in St. Augustine, Florida, höher.
Conway
Der Ort wurde bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründet und begann seine kurze Wachstumsphase mit Erreichen der Eisenbahn 1903. Seinen Namen bekam er von H.B. Conway, einem ehemaligen Landesbeauftragten. Bereits 1892 wurde hier die erste Schule im Texas-Panhandle erbaut, doch kam der Ort nie über etwa 200 Einwohner hinaus. Die Post bediente den Ort von 1907 bis 1976, der nun seiner beiden Wachstumsquellen beraubt ist: Der Eisenbahn und der Route 66.
VW Bug Ranch / Longhorn Trading Post in Conway
1967 eröffnete die Familie Crutchfield einen Snack- und Trödelladen im blühenden Conway. Zur Jahrtausendwende war vom Ort schon nichts mehr zu sehen und man profitierte noch von der Lage an der Landstraße 207, die hier die Interstate kreuzt. Um gegen große Ketten wie Love's ankommen zu können, installierte die Familie 2002 die Bug Ranch. Inspiriert vom bekannten "großen Bruder", der Cadillac Ranch, sind hier 5 VW Käfer ("Bugs") kopfüber in den Wüstensand gesteckt worden.
Leider konnte nicht genügend Aufmerksamkeit erregt werden, so dass die Longhorn Trading Post bereits ein Jahr später schließen musste.
Amarillo
Vor der Gründung der Stadt dominierten Ranchen, die um das Jahr 1885 (unter anderem die XIT Ranch und die heute noch bestehende JA Ranch) entstanden, das Gebiet. Die Stadt Amarillo wurde im Jahre 1887 als Eisenbahncamp im Zuge des Baus der Strecke durch den Texas Panhandle gegründet. Ursprünglich war ihr Name Oneida. Der Name Amarillo kommt aus dem Spanischen und bedeutet „gelb“, von der Farbe der gelben Wiesenblumen, die in der Umgebung wachsen. Er könnte aber auch vom gelben Sand um den Amarillo Lake oder den Amarillo Creek herrühren. Die Stadt entwickelte sich in den folgenden Jahren schnell zum wichtigen Verladebahnhof für Rinder aus der Region. Im Jahr 1918 wurde in der Umgebung der Stadt Gas und im Jahr 1921 Erdöl gefunden, was dafür sorgte, dass sich Öl- und Gasgesellschaften hier ansiedelten
Big Texan Steak Ranch in Amarillo
Hier gibt es das berühmte 2kg Steak: Wer es schafft, dies innerhalb von 60 Minuten zu verdrücken, bekommt es gratis. Auf Wunsch wird man auch kostenlos mit einer Longhorn-Limousine von seinem Hotel abgeholt.
Sidetrips:
Wellington (TX)
Die Fahrt 25 Meilen südlich von Shamrock lohnen sich vielleicht für den einen oder anderen. Hier steht ein "Ozark Trail Marker", einer von sieben erhaltenen Marksteinen (Obelisk), welche den Siedlern früher die historische Route nach Westen angezeigt haben. Das Ozark-Plateau oder auch "Ozark-Gebirge" ist eine Hochebene in den zentralen Vereinigten Staaten.
Palo Duro Canyon
15 Meilen südlich von Amarillo befindet sich der Palo Duro State Park. Der “Grand Canyon of Texas” ist der zweitgrößte Canyon der Vereinigten Staaten – 194 km lang, 10-32 km breit und 243 m tief. Der Palo Duro ist mit dem Auto befahrbar. Die meisten Trails führen zu dem berühmten “Lighthouse Rock”, einer 22 m hoch aufragenden Felsformation