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/ Route 66 by E-Bike / From Chicago to Santa Monica

McLean

USA, 30. May 2019
21. Etappe 30.05.2019 / Clinton - McLean / 95 km, 578 Höhenmeter

Wetter: Stahlblau, wenig Wind von Nordwesten, 15 km/h

Der Medizinmann in Clinton hat wohl per Rauchzeichen gleich mal alle umliegenden Stämme informiert, dass wir unterwegs sind und sehr wahrscheinlich tanzen alle den lass-dass-Wetter-für-die-beiden-Bleichgesichter-gut-sein-Feuertanz. Somit keine Wolke am Himmel, wenn auch noch mit 12 Grad am Morgen etwas frisch. Das änderte sich im Verlauf des Tages auf 27 Grad.

Herrliches Wetter für die Reise nach Texas und ich nehme es gleich vorweg, für mich war es bisher die landschaftlich absolut schönste Etappe. Immer mehr Steppengras, unendliche Weiten, oder wie Roli sagt: «Hier siehst du bereits am Morgen, wer abends zu Besuch kommt 😊» Trotzdem noch alles im blühenden Bereich, und somit für das Auge unendlich schön. Die ganze Strasse hatten wir zudem praktisch für uns allein und fast kein Auto war heute zu sehen. Route 66 als Veloweg pur. Gesäumt auf der gesamten Strecke von blühenden Blumen, Schmetterlingen, allerlei Vögeln, nebst den Rindern. Imposant der Stier, den wir am Strassenrand sahen und der beim Anblick von uns unbeeindruckt keine Mine verzog und uns einfach mal ignorierte. Heute waren wir privilegiert, diese Landschaft bei diesem Wetter über Stunden zu geniessen!!!

Die erste Ortschaft, die wir durchfuhren, war Erik, und dort sehenswert, das ehemalige West Wind Motel, dass völlig verfallen ist und vor sich hin modert. Danach kamen wir in Texola an, wo wir als erstes ein uraltes Jail sahen. Als wir weiterzogen erkannte ich, dass dieses Texola eher mehr als weniger eine Geisterstadt ist. Häuser werden von der Natur zurückgeholt, Autos stehen einfach in den Gärten und werden überwuchert. Diese Leute haben ganz einfach ihr Haus, ihre Autos und ihre Heimat verlassen und sind irgendwo hingezogen. Diese Amis haben so viel Platz, dass es keine Rolle spielt was da so alles vor sich hin rostet. Dies ist so etwas von beeindruckend. In diesem gottverlassenen Kaff hätte ich gut und gerne alle 20 Meter ein Fotosujet gesehen.

Danach gings gleich über die Grenze nach Texas. Weiter nach Shamrock und dort kommt wieder der Film Cars ins Spiel. Das U-Trop Inn kommt einem doch bekannt vor. An der Hauptader der Stadt hat es viele schöne Fotosujets mit alten verrosteten Autos oder schön angestrichenen Häusern, zudem ein Western Museum. Zum Schluss fuhren wir noch Mc Lean an wo wir in einem ganz alten Route 66 Motel übernachten. Das Cactus Inn hat wahnsinnig Charme und im Zimmer kein Net und somit schreibe ich den Blog bei schönstem Wetter auf der Veranda. Das Dorf hat ca. 450 Einwohner und wir geniessen die absolute Ruhe hier in der Texanischen Steppe. «Einfach nume geil» - Sorry, das musste sein 😊

Die Etappe war ein Vorgeschmack auf Morgen. Heute 94 und Morgen 122 Kilometer nach Amarillo. Es geht den ganzen Tag eigentlich nur noch aufwärts, aber viel sanfter, als das ewige auf und ab in Oklahoma. Mc Lean liegt auf 830 Meter über Meer. Auf diesen Etappen ist Strom sparen angesagt und wir fahren meistens auf der tiefsten Stufe, dadurch etwas langsamer und natürlich braucht es mehr Energie.

So, heute konnte ich fast nicht aufhören mit schwärmen. Es macht nach wie vor Spass, jeden Morgen auf das Velo zu steigen und in die Natur zu fahren. Dies trübt auch die Tatsache nicht, dass ich keine Kamerafotos mehr machen kann, da ich die Batterie der Kamera nach dem Aufladen in der Nacht am Morgen vergessen habe ☹. In der Nacht wohl beim «Nuschen» vom Tisch gefallen und am Morgen nicht mehr daran gedacht. Tja, nach so langer Zeit, darf auch mir wieder mal ein Lapsus passieren 😊. Gottseidank ist das Handy noch intakt und ich habe es in all den Tagen noch niiieeeee fallen lassen.

Morgen geht es nach Amarillo, mit einem alten Song auf den Lippen, der seit meiner Kindheit haften blieb. Zudem werden wir danach einen Ruhetag einlegen, damit wir mal alles wieder auf die Reihe bringen und ich hoffentlich eine Batterie bekomme 😉. Grüssli a aui und hebets guet …

Ps: So sehen Rasenmäher-Frauen aus 😊

Anekdote: In McLean waren wir am Abend im Red River Steakhouse essen (der Salat mit diesen zarten Steakstreifen war so etwas von gut) und wir hatten in der Westernambiente eine Stoffserviette, die aussah wie der Mundschutz bei einem Banküberfall mit einem Pferd 😊. Roli band sich diese auch gleich mal um den Hals um das Western-Steakhouse-Erlebnis gleich mal so richtig auszukosten. Gut gegessen, zufrieden ins Cactus Inn zurückgekehrt, aber oha, Roli hatte die Serviette immer noch am Hals 😊. Somit könnten wir nun beruhigt behauten, dass wir nicht nur allerlei Zeugs verlieren, nein, nein, wir haben auch Zuwachs in den Satteltaschen. Wir müssen somit Morgen sehr früh raus aus der Stadt, damit die druckfrischen Steckbriefe noch nicht hängen und wir hoffentlich auch nicht. Serviettendiebstahl ist nämlich im Wilden Westen äusserst gefährlich 😊.

Insiderwissen:

Erick war schon früh ein Anlaufpunkt für Durchreisende: Seine natürlichen Quellen war der ideale Anlaufpunkt für die zahlreichen Viehtracks.
Später wurden Öl und Gas in der Gegend gefunden, doch der erhoffte Aufschwung ebbte früh wieder ab. Als die Interstate gebaut wurde, ging es mit der Wirtschaft des Ortes weiter bergab. Country-Musiker Roger Miller "King of the Road", der in Erick groß wurde, soll in einem Interview auf die Frage, wo denn Erick läge, geantwortet haben: Es läge kurz vor der Auslöschung.

Sandhills Curiosity Shop in Erick
Der Kramladen wird von Harley and Annabelle betrieben, den "Mediocre Music Makers" (zu dt. mittelmäßigen Musikern) und ist im ältesten Gebäude der Kleinstadt Erick untergebracht, der ehemaligen Fleischerei. Harley and Annabelle spielen auch gerne für ihre Gäste. Viele glauben, dieser Laden könnte als Inspiration für Lizzie's Curio Shop im Film Cars gedient haben.

West Winds Motel in Erick

Texola hieß früher einmal Texokla, danach Texoma. Durch seine Lage in der Nähe des 100. Längengrads und insgesamt 8 Neuvermessungen dieser Linie als Grenze zwischen Oklahoma und Texas gehörte der Ort zeitweise zu Texas und zeitweise wieder zu Oklahoma.
Die Poststation wurde 1901 eröffnet, die Eisenbahn erreichte 1902 den Ort. Mit knapp 600 Einwohnern wurde 1930 der Höchststand erreicht. Heute sind die meisten Häuser verlassen und Texola beinahe eine Geisterstadt.

Der Name Shamrock geht zurück auf den irischen Schäfer George Nickle, der in den 1890er Jahren hier eine Poststation errichten wollte, wozu es aber nicht kam, weil sein Haus niederbrannte. Der Name des bekanntesten irischen Symbols, dem Kleeblatt (engl. Shamrock) blieb jedoch.
So verwundert es auch nicht, dass hier seit 1938 mit Ausnahme der Kriegsjahre jährlich im März der St. Patrick's Day groß gefeiert wird. 1902 wurde ein Bahnhof mit dem Namen "Wheeler" eröffnet, dem Namen der Region. Erst 1903 wurde dieser in Shamrock umbenannt, als endlich dauerhaft eine Poststation errichtet wurde. 1911 wurde die Siedlung offiziell zur Stadt mit E.L. Woodley als ersten Bürgermeister. Seit 1926 fördert man in der Umgebung Erdgas und Erdöl, was der Stadt zumindest kurzfristig einen erheblichen Aufschwung bescherte, ebenso wie die Eröffnung der Route 66. 1930 zählte man mit über 3700 die meisten Einwohner in Shamrock. Als die Ölförderung in den 1940er Jahren zurückgefahren wurde, überlebte die Stadt dank ihrer Lage mit der Versorgung der Durchreisenden, allen voran durch das mit bestem Ruf ausgestattete U-Drop Inn, bis in 1984 die offizielle US-Route 66 in Texas abgeschafft wurde.

Tower Station / U-Drop Inn in Shamrock
1936 wurde dieses wunderschöne Gebäude im Art-Deko Stil fertiggestellt. Im westlichen Teil befand sich die Tower Station (Conoco Tankstelle), im östlichen Teil das U-Drop Inn (Café). Nachdem die Route 66 aufgegeben wurde, verfiel auch dieses Gebäude, bis es 1997 die First National Bank of Shamrock kaufte und der Stadt schenkte, die wiederum den Bau sanierte und nun ein Museum, ein Visitor Center und einen Andenkenladen hier betreibt.

Reynolds Hotel/Pioneer West Museum in Shamrock
Der Grundstein zum Reynolds Hotel wurde 1925 gelegt. Der Bau 1928 fertiggestellt. Über 50 Jahre fanden Reisende aus aller Welt hier ein gemütliches Zimmer. Heute ist in diesem Gebäude das Pioneer West Museum untergebracht, wo man etwas über die Geschichte der Region lernen kann, von den Ureinwohnern der Prärie bis hin zu Alan Bean, gebürtig aus dem Wheeler County und Teilnehmer an der Apollo 12 Mission.

Magnolia Gas Station in Shamrock
Unweit des Reynolds Hotels/Pioneer West Museums befindet sich diese hübsche alte Magnolia Tankstelle mit einsehbarem Verkaufsraum und drei historischen Zapfsäulen unter dem Vordach.

Lela: Der Ort wurde 1902 unter dem Namen "Story" gegründet, doch bereits ein Jahr später mit dem Einzug der Post in Lela geändert, dem Namen der Tochter des ersten Postmeisters. Trotz der ausgezeichneten Lage dank natürlicher Quellen konnte es nicht mit umliegenden Orten konkurrieren und verlor so zunehmend Einwohner. Vielleicht sogar ein Glück, denn 1920 trat der Long Dry Creek über die Ufer und man entschied sich, etwas weiter den Hügel hinauf eine neue Stadt zu errichten, die sich durch Naturgas-Funde noch eine Zeit lang über Wasser halten konnte. Zu den historischen Gebäuden des Ortes zählen neben der Kirche das 1992 aufgegebene Schulgebäude von 1928, das seinen abgebrannten Vorgängerbau aus Holz ersetzte.

McLean liegt in der Pampa - und das wortwörtlich, denn dieser Verwaltungsbezirk heißt tatsächlich Pampa. 1901 stiftete Alfred Rowe (der später auf der Titanic starb) Land in der Nähe der Eisenbahn, um darauf eine Stadt zu errichten. Benannt nach dem texanischen Eisenbahnbeauftragten William P. McLean, entwickelte sie sich rapide. Bereits 1904 besaß sie mehrere Gemischtwarenläden, eine Bank, eine eigene Zeitung und eine Windmühle, mit deren Kraft Wasser aus dem Brunnen auf der Main Street gefördert wurde. 1927 kam die Route66 an und damit viele Durchreisende und Touristen, bis 1984 diese wichtige Einnahmequelle genommen wurde, als die Interstate fertiggestellt wurde. Lange kämpften die Inhaber der 16 Tankstellen, 6 Motels und zahlreichen Cafés gegen die Interstate, nachdem man sah, wie es anderen von der Interstate umrundeten Orten ging, jedoch vergebens. Dadurch war McLean der letzte texanische Ort, dem dieses Schicksal ereilte. Nicht erst seit dieser Zeit scheint in McLean die Zeit still zu stehen wie in kaum einem anderen aktiv bewohnten Ort. Früh erkannte man den historischen Wert und tut viel für den Erhalt der Sehenswürdigkeiten.

Devil's Rope Museum in McLean
Ehemals wurden hier Büstenhalter hergestellt, jetzt beherbergt das Gebäude zwei Museen, das Devil's Rope Museum, was sich speziell dem Thema Stacheldraht widmet und dem Texas Route 66 Museum. Den Eingang ziert ein Kunstwerk mit zwei großen Kugeln aus aufgerolltem Stacheldraht, 1992 gestiftet von Frank und Violet Smith, zwei begeisterten Stacheldrahtsammlern aus Keller, Texas.

Avalon Theater in McLean
Dieses Art-Deco Gebäude wurde in den 30er Jahren errichtet, während der Glanzzeit der Stadt, als Ölfunde die Gegend reich machten und die Route 66 zudem Touristen durch den Ort brachte.
Nach über 50 Jahren wurde es geschlossen und seitdem von der Old Route 66 Association of Texas betreut.

Erste Philips 66 Tankstelle in Texas in McLean
1928 eröffnete diese Tankstelle in Form eines kleinen Landhauses, das oft mit einem Puppenhaus verglichen wird. Es war die erste Tankstelle außerhalb Oklahomas, die die Marke Philips 66 führte. 1992 wurde dieses Denkmal restauriert.

Cactus Inn in McLean
Dieses 1956 erbaute Motel versprüht trotz einiger Renovierungen noch immer die Atmosphäre der 50er Jahre. Auffälligstes Merkmal ist das Motelschild in Form eines Kaktus, welches seit Anbeginn Reisende anzieht. Ein kleiner Kaktusgarten rundet die Sehenswürdigkeit ab.

Das Motel wird von Peggy Bear geleitet, die gleichzeitig die Bürgermeisterin des heute kleinen beschaulichen Ortes ist.

Red River Steakhouse - in McLean

McLean

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