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Canberra

Australien, 03. November 2022
Um nach Canberra zu kommen, nehme ich um 22.45h den Bus in Woolgoolga, lande um 8h in Sydney und nehme dort um 17.30h den Bus nach Canberra, wo ich dann endlich um 21.15h ankomme. In Sydney treffe ich Lucy wieder, die eine Nacht bleibt und dann auch nach Melbourne reist. Wir schlagen zusammen die Zeit tot, bis wir in unsere Hostels kommen. Obwohl ich keine Nacht bleibe, habe ich ein Bett gebucht, um tagsüber schlafen zu können. In Canberra angekommen, plumpse ich nur noch ins Bett. Am nächsten Tag mache ich mich auf, die Stadt zu erkunden. Von vielen Reisenden und Locals habe ich gehört, dass Camberra nicht viel zu bieten hat, aber ich will mir mein eigenes Bild machen. Ich laufe in Richtung War Memorial. Eine breite Prunkstraße, die Anzac Parade, führt zu dem monumentalen Gebäude. Die Straße wird gesäumt von kleineren Denkmälern, auf der einen Seite in Gedenken an Kriege in denen Australische Soldaten kämpften, auf der anderen Seite Truppen und Einheiten. Unterschiedliche Darstellungen und Plaketten erklären den Grund der Ehrung. Das Ganze ist mir absolut suspekt, ich habe das Gefühl hier werden Kriege glorifiziert, kann mein Gefühl aber nicht so recht benennen oder erklären. Schließlich ist es ein Teil der Geschichte des Landes. Irgendwann wird mir klar, dass es ein Zusammenspiel von optischer Darstellung, die Fülle der Denkmäler und der Wortwahl ist. Es werden mutige, heroische, ambitionierte, hoch ausgebildete Soldaten geehrt und betrauert. Kein Wort von zivilen Opfern, Grauen des Krieges, ... Außerdem stößt mir auf, dass jeder angepriesene Krieg auf dem Territorium anderer Länder stattfand. Ich vermisse ein Denkmal für Opfer der Kämpfe auf eigenem Boden, als europäische Siedler das Land der Ureinwohner einnahmen. Bisher war ich durchaus positiv überrascht davon, wie Aborigine Kultur und Land an jeder Ecke sichtbar gemacht werden. Doch diese prunkvolle und einseitige Darstellung gefällt mir so gar nicht, sie erschreckt mich regelrecht. Ich spaziere am See entlang, wo ich mehr Kanninchen und Papageien treffe als Menschen und später erreiche ich die National Gallery of Australia. Hier wird neben internationalen Künstlern aus diversen Epochen auch Aborigine Kunst dargestellt. Besonders beeindruckend finde ich ein Werk, das traditionelle Baumstamm-Särge zeigt. In diese hohlen, von Termiten ausgefressen Eukalyptus-Stämme kommen am Ende vieler Zeremonien die Knochen der Verstorbenen. Sie werden in einer weiteren Zeremonie aufrecht eingegraben. Das Kunstwerk zeigt zahllose dieser Särge, angeordnet wie die Territorien der einzelnen Stämme aus Arnhemland. Jeder Sarg repräsentiert einen Stamm und wurde künstlerisch mit Totems gestaltet. Das Werk soll die vielen toten Ureinwohner ehren, die im Kampf gegen die Besatzer starben. Ich finde dieses Werk, sollte in die prunkvolle Straße der Memorials integriert werden!
Ich sehe mir noch die St Johns Church, das Blundells Cottage, das alte und das neue Parlamentsgebäude an und stelle fest, dass sie in einer Linie mit dem War Memorial erbaut wurden, was ein monumentales Bild ergibt. Trotz der Lage am See, Spazierwegen, Parks etc, verstehe ich die Stimmen, die sagen Canberra müsse man nicht unbedingt gesehen haben. Die Stadt wirkt irgendwie unnatürlich auf mich. Am Nachmittag kehre ich zurück ins Hostel, hänge noch dort herum, bevor ich mich zum Abendessen und schließlich zum Bus aufmache.

Canberra

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