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/ Tunnels & Bridges - last call before Brexit
Im ersten Buch über eine Fahrradreise, das ich vor c.a. 20 Jahren gelesen habe, radelte ein Deutscher von Kairo nach Kapstadt und vermachte mir den denkwürdigen Satz:
„Ein Fahrradfahrer hat nur drei Feinde:
Gegenwind, Gegenwind und Gegenwind.“
Seit ich gestern von Orléans Richtung Norden abgebogen bin und mir garstiger Nordostwind das Leben zur Hölle macht, weiß ich, dass er vollkommen Recht hatte.
Keine südostasiatische Regenzeit, kein Wintersturm in Marokko, keine Reifenpanne im Nirgendwo von Malaysia, kein dreistündiger Einreisewahnsinn nach Singapur und selbst die vorgestrige Brennnesseltour haben mir das Leben dermaßen zur Hölle gemacht, wie dieses Lüftchen seit der Kursänderung auf Paris.
Schon gestern kam ich ziemlich ramponiert in Étampes an. Die 75km fühlten sich wie 100 an. Und heute legt die Brise ein Schäufelchen nach. Ich verlasse Étampes bei strahlend blauem Himmel, angenehmsten Temperaturen und der Wind ist mit Geschwindigkeiten von 25km/h gegen mich. Ich trete am Stand. Für gewöhnlich schaffe ich 20km in der Stunde, doch heute sind nach 60 Minuten nur 12 am Tacho. Am Ortseingang einer idyllischen Kleinstadt versucht eine Geschwindigkeitsmessanlage potenzielle Autoraser zur Raison zu bringen, indem sie deren aktuelle Tempos auf einem Display anprangert.
„ACHTEN SIE AUF IHRE GESCHWINDIGKEIT!“ ermahnt mich die Anlage auf Französisch und verhöhnt mich mit einer blinkenden „11“, während mich das Gebläse aus NNO komplett zur Sau macht.
Es sind nur lächerliche 60km von Étampes nach Paris. Das schaffe ich unter normalen Bedingungen in c.a. drei Stunden. Heute schaffe ich nach dieser Zeitspanne knapp über die Hälfte und will 15 Kilometer vor dem Eiffelturn das Handtuch werfen. Ich bin komplett hin. Ich fluche in breitestem Wienerisch in die Gegend, sodass sich Leute auf der Straße umdrehen. Nicht, weil sie mich verstehen, sondern eher für gefährlich halten.
Ich beschließe, eine Bahnstation anzusteuern und den Zieleinlauf mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erschummeln. Plötzlich donnert ein Verkehrsflugzeug ganz knapp über meinen Kopf hinweg. Schnauze nach unten geneigt. Klarer Landeanflug. Mir wird augenblicklich bewusst, dass ich bereits in der Nähe von Orly sein muss. Orly!!! Ich bin ja schon da.
„Oida! Du steigst jetzt sicher nicht in die S-Bahn.“, sagt der Mr. Hyde in mir, während Jekyll noch mit dem RER liebäugelt.
Der Wind lässt nicht locker. Selbst noch in der Peripherie drückt er mich permanent nach hinten. Es bleibt schrecklich mühsam. Ich pausiere im Takt einer RTL Werbeunterbrechung, entdecke eine Parkbank. Mein zehnminütiger Power nap gleicht einem narkoleptischen Anfall.
Und auf einmal, nach all den Widrigkeiten, biegst du in eine klassische Pariser Avenue, die Straßenschilder signalisieren eine Zugehörigkeit zum 15. Arrondissement.
Nur noch wenige Kilometer zum Champs du Mars. Bienvenue à Paris.
Ich habe es geschafft.
„Ein Fahrradfahrer hat nur drei Feinde:
Gegenwind, Gegenwind und Gegenwind.“
Seit ich gestern von Orléans Richtung Norden abgebogen bin und mir garstiger Nordostwind das Leben zur Hölle macht, weiß ich, dass er vollkommen Recht hatte.
Keine südostasiatische Regenzeit, kein Wintersturm in Marokko, keine Reifenpanne im Nirgendwo von Malaysia, kein dreistündiger Einreisewahnsinn nach Singapur und selbst die vorgestrige Brennnesseltour haben mir das Leben dermaßen zur Hölle gemacht, wie dieses Lüftchen seit der Kursänderung auf Paris.
Schon gestern kam ich ziemlich ramponiert in Étampes an. Die 75km fühlten sich wie 100 an. Und heute legt die Brise ein Schäufelchen nach. Ich verlasse Étampes bei strahlend blauem Himmel, angenehmsten Temperaturen und der Wind ist mit Geschwindigkeiten von 25km/h gegen mich. Ich trete am Stand. Für gewöhnlich schaffe ich 20km in der Stunde, doch heute sind nach 60 Minuten nur 12 am Tacho. Am Ortseingang einer idyllischen Kleinstadt versucht eine Geschwindigkeitsmessanlage potenzielle Autoraser zur Raison zu bringen, indem sie deren aktuelle Tempos auf einem Display anprangert.
„ACHTEN SIE AUF IHRE GESCHWINDIGKEIT!“ ermahnt mich die Anlage auf Französisch und verhöhnt mich mit einer blinkenden „11“, während mich das Gebläse aus NNO komplett zur Sau macht.
Es sind nur lächerliche 60km von Étampes nach Paris. Das schaffe ich unter normalen Bedingungen in c.a. drei Stunden. Heute schaffe ich nach dieser Zeitspanne knapp über die Hälfte und will 15 Kilometer vor dem Eiffelturn das Handtuch werfen. Ich bin komplett hin. Ich fluche in breitestem Wienerisch in die Gegend, sodass sich Leute auf der Straße umdrehen. Nicht, weil sie mich verstehen, sondern eher für gefährlich halten.
Ich beschließe, eine Bahnstation anzusteuern und den Zieleinlauf mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erschummeln. Plötzlich donnert ein Verkehrsflugzeug ganz knapp über meinen Kopf hinweg. Schnauze nach unten geneigt. Klarer Landeanflug. Mir wird augenblicklich bewusst, dass ich bereits in der Nähe von Orly sein muss. Orly!!! Ich bin ja schon da.
„Oida! Du steigst jetzt sicher nicht in die S-Bahn.“, sagt der Mr. Hyde in mir, während Jekyll noch mit dem RER liebäugelt.
Der Wind lässt nicht locker. Selbst noch in der Peripherie drückt er mich permanent nach hinten. Es bleibt schrecklich mühsam. Ich pausiere im Takt einer RTL Werbeunterbrechung, entdecke eine Parkbank. Mein zehnminütiger Power nap gleicht einem narkoleptischen Anfall.
Und auf einmal, nach all den Widrigkeiten, biegst du in eine klassische Pariser Avenue, die Straßenschilder signalisieren eine Zugehörigkeit zum 15. Arrondissement.
Nur noch wenige Kilometer zum Champs du Mars. Bienvenue à Paris.
Ich habe es geschafft.